Düngen von Naturaquarien

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25.03.2009, 19:07:10

Jogi42

Ich bin zwar erst 3 Monate bei der Naturaquaristik, aber habe mich seither viel mit dem System auseinander gesetzt und möchte hier mal meine Erkenntnisse niederschreiben. Wie immer dürft ihr hier mich gerne ergänzen. Was ich auch weiß, dass es immer Ausnahmen gibt und einige AQ`s auch anders funktionieren. Dies soll aber ein kleiner Einstieg sein, in die Naturaquaristik.
Es hört sich immer nach etwas besonderes an, Naturaquarium, dies ist nichts anderes wie ein normales Aquarium. Nur das die Leute ein besonderes Augenmerk auf die Pflanzen legen und teilweise im Stil den Japanern nacheifern, wie Amano und Konsorten. Meiner Meinung nach sollte jeder bei seinem AQ auf viele gesunde Pflanzen achten, da sich da auch die Fische sehr wohl fühlen.
Dass die Pflanzen gedeihen, dazu muss man einige Umgebungsvariablen bedenken und über etwas Messequipment verfügen. Es gibt zwar einige, die das nach Gefühl machen. Dies sind aber meistens die weiblichen Forenmitglieder, die den grünen Daumen besitzen. Dies liegt vermutlich an unserer Vergangenheit, während wir Männer (Jäger) auf Jagd waren, konnten zu Hause die Frauen(Sammler), mit den Pflanzen beschäftigen. Manche reden ja sogar mit ihren Pflanzen. Seit der Inquisition traut sich natürlich keiner mehr offen zuzugeben, dass er mit Pflanzen redet.
Wie dünge ich nun im Naturaquarium? Oft spricht man hier von „Magerdüngung“. Es ist eine Düngung, wo man der Pflanze gerade so viel zukommen lässt, was sie zum Gedeihen braucht.
Was braucht die Pflanze an Nährstoffen. Hier Geht es nicht einfach um Eisen usw. Für den Pflanzenwuchs brauchen wir:
a) Wasser
b) Licht
c) Wärme
d) Bodengrund
e) CO2
f) Wasserwechsel
g) Mikronährstoffe
h) Makronährstoffe


Diese Komponenten versucht jetzt der Naturaquarianer in der richtigen Zusammensetzung zuzuführen.
Dies beruht auf dem Minimumgesetzt von Liebig 1855. Dies beinhaltet, dass wenn nur ein Faktor, den die Pflanze benötigt nicht da ist, alles andere im Überfluss da sein kann und die Pflanze wächst nicht.
Auf der anderen Seite gibt es das Maximumgesetzt, das so viel bedeutet, dass wenn man über ein gewisses Maß düngt, man nicht mehr Ertrag bekommt, sonder eher das Wachstum zurückgeht. Im Aquarium ist das immer eine Chance für die Algen, da diese nicht so Anspruchsvoll sind, wie Pflanzen.

Was muss ich eigentlich jetzt beachten. Gehen wir mal die einzelnen Punkte durch:

Das Wasser ist natürlich Grundveraussetzung. In Deutschland haben wir ganz gutes Wasser, nur in manchen Teilen ist es sehr hart. Man hat Wasserhärten von über 10 Grad GH und über 8 Grad KH. Mit solch hartem Wasser ist es kaum möglich, genügend CO2 den Pflanzen zuzuführen, da alles vom KH gebunden wird. Also zu wenig freies CO2 da ist. Wenn wir nun die CO2 Zufuhr zu weit erhöhen, können unsere Fische zu Schaden kommen. Sehr gut ist ein KH zwischen 3-5 Grad. Wenn man dann so viel CO2 zuführt, dass der PH auf 6,5-6,8 geht, ist dies schon ideal. Um hartes Wasser aufzubereiten, benötigt man eine Osmoseanlage oder einen Ionentauscher.
Beim Licht sprechen wir hier um eine Wattleistung pro Bruttoliterzahl von 0,4-0,6 Watt. Es gibt einige, die bis zu einem Watt beleuchten. Dies bezeichnet man als Starklichtbecken und bedarf viel Erfahrung mit dem AQ. Auch die Beckenhöhe spielt hier eine Rolle. Bei Becken über 50cm wächst dann eben nicht mehr jede lichthungrige Pflanze.

Die Wärme, sprich Temperatur ist je nach Pflanzen und Tieren immer so zwischen 24 und 26 Grad. Ob über Heizstab oder Bodenheizung hängt vom Bodengrund ab. Ein einfacher Heizstab reicht aber in der Regel.

Beim Bodengrund scheiden sich die Geister, ob Sand oder Kies. Ob Bodendünger oder nicht. Die meisten Pflanzen nehmen ihre Nährstoffe über die Blätter auf. Nur einige Rosettenpflanzen ziehen ihre Kraft aus dem Boden. Dies kann man aber auch gezielt mit Düngekapseln diesen Pflanzen zuführen. Wenn Bodengrundzusatz, dann nur geeigneter. Viele Versuche mit Blumenerde, Mist etc. brach oft faulenden Bodengrund hervor.

CO2 sollte man dem AQ zuführen, da es der Hauptnährstoff der Pflanzen ist und im Wasser zu wenig vorhanden ist. Hier gibt es für jeden Geldbeutel unterschiedliche Methoden. Wer mit Vorratsflaschen arbeitet, dem gebe ich einen Tipp, diese größer zu kaufen, als meistens im Fachhandel angeboten.

Der Wasserwechsel (wöchentlich zw. 50 und 80%) führt neue Nährstoffe zu und führt angehäufte Nähr- und Abfallstoffe ab.

Kommen wir zu den Mikro- und Makronährstoffen, wie Eisen, Phosphat, Kalium, Nitrat, Magnesium usw. Die geschriebenen sind die, die wir einzeln zuführen. Eisen wird mit einem Voll oder Eisendünger zugeführt, der noch andere Mikronährstoffe und auch Makronährstoffe enthält. Hier stellen wir einen Wert von 0,05 bis max. 0,2 mg/l ein.
Phosphat muss man je nach Fischbesatz zudüngen oder nicht. Hier sollte man einen Wert von 0,1-0,2 mg/l anstreben.
Nitrat wird ja auch im AQ erzeugt, wenn es aber nicht reicht, sollten wir es zudüngen, so dass wir einen Wert von 5-8 mg/l bekommen.
Magnesium können wir mit Bittersalz zudüngen. Gebe hierzu Magnesiumsulfat in die „Suche“ ein, da wird die Dosierung erklärt.
Kalium könne wir mit Pottasche zudüngen (auch in Suche eingeben). Hier ist ein Wert von 10 mg/l im Mittel anzustreben.
Sollte ein Wert diese Bereiche überschreiten, so sollten wir mit einem Wasserwechsel entgegen wirken.

Besonders in der Einfahrphase sollte man die Werte besonders beachten, bis alle Pflanzen ihren vollen Dienst tun. Läuft das AQ dann stabil kann man seinen ermittelten Düngemengen zugeben. In der Regel düngen die meisten einmal pro Woche. Die tägliche Düngung hat aber bestimmt auch Vorteile, da die Nährstoffe noch gleichmäßiger zugegeben werden. Dies kann man auch über Dosierpumpen automatisieren.
Das Messen sollte man mit Fotometer oder Tropfentest machen. Testsreifen sind zu ungenau. Auch bitte sehr genau an die Messvorschriften halten.
Dazu gehört auch sehr viel die Pflanzen beobachten, wie sie reagieren, wachsen und ob Mangelerscheinungen auftreten
25.03.2009, 21:37:02

Ingrid

danke jörg,
hast du richtig gut gemacht... das hefte ich so als *unseren leitfaden der magerdüngung* oben an.
26.03.2009, 07:23:59

Jogi42

Habe noch etwas zum Ergänzen.

- Der Wasserwechsel dient natürlich auch dazu, Schadstoffe abzutransportieren. Es bilden sich wachstumshemmende Stoffe, die rauß müssen.

- Frage, ab wann soll man düngen. Beim Neuansatz nach 3-4 Tagen, wenn die Pflanzen gewurzelt haben. Also im Prinzip, wenn etwas verbraucht wird von den Nährstoffen.
18.05.2009, 22:09:39

Jogi42

Welchen Dünger soll "ich" verwenden. Diese Frage kommt immer wieder.
Es gibt sicherlich sehr viele gute bis sehr gute Dünger auf dem Markt.
Wenn hier Empfehlungen ausgesprochen werden, dann nur, weil man auf diesen Dünger hier im Forum die meisten Erfahrungen hat.
Hier im Forum wird sehr viel Dennerle und DRAK gedüngt, bzw. in Kombination.
DRAK bietet NO3 und PO4 Dünger separat an.
Kalium kann man aber auch mit Pottasche aufdüngen.
Für Magnesium bietet sich Bittersalz an.
Ich selber dünge mit DRAK und mische mir Tagesdünger, Volldünger und Volldünger Kalium zusammen. Dazu habe ich eine Mischtabelle entworfen (Findet ihr über die "Suche")
Die anderen Bestandteile dünge ich nach Bedarf nach. Kalium und Magnesium nach dem WW und etwas PO4 nach der halben Woche. NO3 ist bei mir immer genügend vorhanden.
05.06.2009, 19:57:10

Jogi42

Hallo,
da immer wieder gefragt wird, wie setzt man Kaliumdünger mit Pottasche an oder wieviel Bittersalz brauch ich für die Magnesiumdüngung.
Deshalb habe ich die beiden Anleitungen, die Ecki geschrieben habe, zusammen getragen.

Zitat von Ecki:

Zitat:

Pottasche ist ein alter Name für heute industriell hergestelltes K2CO3.

Die Rechnung geht wie folgt:

Atomgewichte
K = 39
C = 12
O =16

Gesamt 138

Davon ist K2 = 78. 186 g Pottasche enthalten also 186 * 78/138 = 105g Kalium.

105g / Liter = 0,105 g / ml (0,1 Gramm pro Milliliter). Das durch 100 Liter verdünnt ergibt genau 1,05 mg/l.


Zitat:
Als erstes müssen wir wissen, wie viel Mg in MgS04 enthalten ist. Dazu nehmen wir die Atomgewichte, addieren und multiplizieren:

Mg = 24,3
S =32,1
O = 16

MgSO4 = 24,3 + 32,1 + (16 * 4) = 120,4

Nun können wir das Gewichtsverhältnis bestimmen: Mg / MgSO4 = 24,3/120,4 = 0,2018

Das ist also etwa ein Fünftel. Ein Gramm MgSO4 enthält also ein Fünftel Gramm Magnesium.

320g MgSO4 in 1000 ml Wasser gelöst ergibt 64g Magnesium (320 * 0,2 = 64). Das sind 0,064g auf 1 ml (64/1000 = 0,064).

3 Milliliter auf 100 Liter Wasser = 3 x 0,064 / 100 = 0,0019 = 1,9 Milligramm pro Liter

Zusammengefasst: wenn Du 320g Magnesiumsulfat in einem Liter Wasser löst und von dieser Lösung 3 ml mit 100 Litern Wasser verdünnst erhöhst Du den Magnesiumgehalt um 1,9 mg/l.

Warum zeigt der Nährstoffrechner etwas anderes an?

Bei MgS04 hat man, wie im Datenblatt steht, bei 320g/Liter ein gesättigte Lösung. MgS04 x 7H2O kann man mehr als 700 g/Liter lösen und hat dann eine gesättigte Lösung mit 320g/Liter MgS04.

MgS04 x 7H20 hat ein Atomgewicht von 120 + 7x18 = 246. Unser Verhältnis Magnesium zu Bittersalz ist also jetzt 24,3/246 = 0,1. Das ist ein Zehntel.

Jetzt kannst Du Dir eine Stammlösung herstellen: 200 g Bittersalz auf ein Liter Wasser. Ein Milliliter Deiner Stammlösung enthält jetzt 200g * 0,1 /1000 = 0,02 Gramm = 20 Milligramm Magnesium. Wenn Du die Stammlösung ins Aquarium gibst verdünnst Du die Stammlösung. Also 20 mg / 100 Liter = 0,2 mg/l. Willst Du den Magnesiumgehalt Deines Wassers um 1 mg/l erhöhen brauchst Du also 5 ml Deiner Stammlösung pro 100 Liter Wasser.
26.07.2009, 13:28:03

Jogi42

Hallo zusammen,
zu diesem Thema gehört ja auch die Redfiel-Ratio.
Sehr schön beschrieben ist sie hier:

http://andreasmgross.de/index.php?title=Verwendung_des_Redfield-Verh%C3%A4ltnisses_f%C3%BCr_die_Beseitigung_von_Gr%C3%BCn-_und_Blaualgen

Mir kam da folgende Frage auf. Wir empfehlen hier immer 5-8 mg Nitrat. Nach der Rechnung sollte man da eher bei 1-2 liegen. Wie seht ihr das?
27.07.2009, 00:04:23

Ingo

Hallo Jörg,

das kommt auf die verwendete Pflanzen an welcher NO3-Wert angestrebt wird.
Eine Mayaca Fluviatilis wird bei 1-2 mg NO3 zusammen brechen andere Arten kommen mit solch niedrigen No3-Werten evtl. besser zurecht.
Bei 5mg/l No3 werden die meisten Pflanzen zurecht kommen und wenn man die Werte nach Redfield einstellt müssen auch keine so hohen PO4-Werte angestrebt werden.



27.07.2009, 07:13:17

Jogi42

Hallo Ingo,
hab mich etwas blöd ausgedrückt. Wenn ich in die Redfieldrechner Nitrat von 5-8 mg/l eingebe, dann muss ich ein PO4 von so 0,5 haben, dass das Verhältnis wieder passt und das ist ja recht hoch dann.
27.07.2009, 07:43:09

Ingrid

Zitat von Jogi42 :
Hallo Ingo,
hab mich etwas blöd ausgedrückt. Wenn ich in die Redfieldrechner Nitrat von 5-8 mg/l eingebe, dann muss ich ein PO4 von so 0,5 haben, dass das Verhältnis wieder passt und das ist ja recht hoch dann.

guten morgen ihr beiden,
@jörg,
wie kannst du steif annehmen das wert x NO3 und wert x PO4 genau auch so stehen bleiben muß. im becken unterliegt es ja schwankungen und ist von becken zu becken mitunter sehr verschieden, was den verbrauch betrifft - kommt auf so viel an. außerdem, werte im 1 - 2 mg bereich zu halten wird schwierig werden, ein gutes pflanzenbecken bei viel licht auch einen guten verbrauch auweist bei NO3 sowie PO4 und wenn man dann 5-10 mg NO3 messen kann ist man auf der sicheren seite!ich bin mittlerweise zeimlich davon überzeugt das das verhältnis nach redfield stimmen sollte, sowie der kaliumwert auch stimmig sein sollte.
natürlich wird es abweichungen geben weil kein test egal welcher so genau messen kann, streifentest oder tropfentest ja bekanntlich schon garnnicht. deshalb stelle ich meine werte so niedrig als möglich ein und damit bin ich persönlich in meinen becken immer am besten gefahren.
DU solltest genau deine pflanzen beobachten, was denen fehlt dann auch wissen was und wieviel du zudüngen musst! :wink2:
27.07.2009, 12:24:36

Jogi42

Hallo Ingrid,
das ist mir schon klar. Wenn du aber deine Nitrat auf 5-10 mg/L einstellst, dann solltest du ja dein PO4 auf 0,5-1,0 mg/L einstellen, sonst passt das Verhältnis ja nicht mehr. Wir gehen ja aber selten über 0,2 mg/L PO4.
 
 
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