Hallo,
nun gut, ich kann ja mal die Technik hinter diesen Schnitten vorstellen. Zum Schneiden benötigt man ein Mikrotom. Mit einem Mikrotom können, je nach Bauweise, bis zu 1 µm dünne Schnitte angefertigt werden.
Bild Mikrotome
Dieser Schnitt wurde mit einem Tischmikrotom geschnitten, ähnlich wie auf dem ersten Bild des obigen Links. Man geht also folgendermassen vor:
Blattstiel frisch abscheiden, feste frische Mohrrübe nehmen und mit einem Bohrer, Zahnstocher etc. einen Kanal in das Mark der Möhre pieksen. Jetzt wird der Blattstiel in den Kanal geschoben. Wenn man es richtig macht umschliesst die Rübe hinterher fest den Blattstiel. Nun wird die Möhre getrimmt. Dazu schneidet man mit einem sehr scharfen Messer das Mark der Möhre zu einem Quader, der sich gut ins Mikrotom einspannen lässt.
Jetzt braucht man ein Fixiergemisch. Dies härtet die Schnitte und tötet alles ab. Dazu benutze ich ein Gemisch aus 90% Isopropanol (96%), 5% Eisessig (98%tige Essigsäure) und Formol (35%tig). Dieses Fixiergemisch wird in ein kleines Glasschälchen gebracht.
Jetzt kann geschnitten werden. Die Schnitte werden mit einem Marderhaarpinsel vorsichtig von Mohrrübenresten befreit und in das Fixiergemisch gegeben. Nach 10 Minuten habe ich etwa 20 schöne Schnitte im Fixiergemisch liegen und das Schneiden ist fertig. Nun verbleiben die Schnitte 10-30 Minuten im Fixiergemisch. Danach kann man färben.
Die Farbstoffe für die Mikroskopie kommen alle aus der Bekleidungsindustrie. Baumwolle und Schafswolle benötigen unterschiedliche Farbstoffe und viele davon lassen sich für das Färben von mikroskopischen Proben benutzen. Dabei kommt es nicht darauf an, dass alles schön bunt ist. Es geht vielmehr darum, die Zellen entsprechend ihrer Funktion in der Pflanze spezifisch anzufärben (zu differenzieren).
Bevor man färben kann müssen die Schnitte in destilliertes Wasser (Aqua dest.) überführt werden. Macht man das direkt gehen die Schnitte kaputt - es muss in Stufen passieren. Dabei muss man zügig und genau arbeiten - die Schnitte dürfen niemals trocken werden.
Absaugen des Fixiermittels und auffüllen mit Ethanol 70%, 5 Min. warten
Absaugen des 70% Ethanol und auffüllen mit Ethanol 50%, 3 Min. warten
Absaugen des 50% Ethanol und auffüllen mit Ethanol 30%, 3 Min. warten
Absaugen des 30% Ethanol und auffüllen mit Aqua dest., 3 Min., dabei 3 x das Aqua dest. wechseln
Nun kommen die spezifischen Färbemethoden. Ich habe unten 2 Bilder der Eibe mit unterschiedlichen Färbungen hochgeladen. Nehmen wir als Beispiel das Bild 1 - Färbung Etzold grün.
Aqua dest. absaugen,
5 Minuten Chrysoidin (leicht erwärmen), absaugen,
zügig spülen mit Aqua dest. (3x oder mehr) bis das Wasser komplett klar bleibt,
absaugen,
5 Minuten Safranin, absaugen,
zügig spülen mit Aqua dest. (3x oder mehr) bis das Wasser komplett klar bleibt,
absaugen,
5 Minuten Alciangrün (Mischung als Alcianblau und Alciangelb),
absaugen,
zügig spülen mit Aqua dest. (3x oder mehr) bis das Wasser komplett klar bleibt,
absaugen,
Isopropanol (100%), schnell wieder absaugen und noch mal Isopropanol daruf, bis kein rosa im Isopropanol mehr erscheint (wenn im Isopropanol auch nur Spuren von Wasser drin sind zieht es die rote Farbe wieder aus).
Jetzt kommen die Schnitte zur Kontrolle unter ein Stereomikroskop. Die schönsten Schnitte werden mit einem Marderhaarpinsel rausgefischt, auf einen Objektträger gelegt und mit einem Kunstharz bedeckt. Dann kommt das Deckgläschen drauf und das ganze für 48 Stunden in eine Wärmeschrank (40°) zum Trocknen.
Wenn man alles richtig gemacht hat hat man hinterher wunderschöne Schnitte, die für die Ewigkeit gemacht sind. Der obige Schnitt ist etwas weniger als 0,04mm (40µm) dick. Als Farben wurde Acridinrot, Acriflavin und Astrablau genutzt.

Bild 1: Eibe (Chrysoidin, Safranin, Alciangrün), ein etwas älterer Stiel, mehr verholzt

Bild 2: Eibe (Chrysoidin, Safranin, Astrablau)
Diese Färbungen sind deutlich einfacher als die Acridinrot, Acriflavin und Astrablau Färbung, die im Origialbeitrag zu sehen ist. Diese gefällt mir persönlich sehr viel besser - ist aber deutlich schwieriger.
Durchmesser des Eibenstiels: 2 mm
Dicke der Schnitte: 30-40 µm
Nachmachen wird sehr empfohlen.
@Andrea: ich komme mit der Möhre besser klar als mit dem Holundermark. Aber Holunder- oder Brombeermark geht auch.
Gruss
Ecki