Genauigkeit von Wassertests

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02.02.2011, 21:30:17

Anton_Gabriel

Hallo Moniak,

Grundsätzlich macht es schon was aus.

Aber Beispiel: Ein Tropftest welcher auf Färbung oder Trübung beruht (nicht auf Umschlag wie KH, GH oder CO2) und wir geben ein Millimeter weniger Testwasser und das wären sagen wir einmal 10 Prozent des Wassers im Messbecher.

Wenn wir nun annehmen, dass der Test bei diesen geänderten Konzentrationen genau proportional misst (das tun fast alle bei 10 Prozent unterschied in der Testwassermenge) - dann kommt es zu einer Farbabweichung von 10 Prozent.

Wieviel können wir meist mit unseren Augen unterscheiden ?

mfG Anton
02.02.2011, 21:38:29

ecipower

Hallo Anton,

vielen Dank für deine Ausführungen bezüglich der Ermittlung von Wasserwerten, und der Einflüsse von Licht, dem menschlichen Auge und der unterschiedlichen Wahrnehmung auf die Messergebnisse.
05.02.2011, 23:02:53

Anton_Gabriel

Danke Engelbert für die netten Worte!

Wassertests Teil 4

Wir haben also beschrieben, dass Tropftest und insbesondere Streifentest an sich relativ genau anzeigen – nur unsere Augen und Lichteinfluss und Drucktechnik der Farbtafeln und einige andere Besonderheiten, beeinflussen die Ablesegenauigkeit.

Das heißt jetzt nicht, dass alle diese Tests nur ungenau abgelesen werden können. Bei günstigen Bedingungen können wir sehrwohl den vollen Umfang der Leistung unserer Augen ausnützen und der Fehler bei der Ablesung kann im Idealfall auch bei nur 50 Prozent liegen. Das heißt abgelesene 10mg/l heben im Idealfall einen Schwankungsbereich von etwa 7 bis 15 mg/l was für Viele ausreichend ist und für Tropftests schon sehr genau ist.

Man muss sich nur bewusst sein: genauer geht es bei Farbtafeln einfach nicht!



Wenn man verlässliche und genaue Werte von z.B.: Nitratanstieg oder Kaliumverbrauch oder einen Verlauf des Eisengehaltes oder den Nitritanstieg in Stunden oder im Tagesverlauf messen will, dann gibt es genauere Methoden.

Eine sehr komfortable Methode sind elektronische Messgeräte mit Ionensensitiver Elektrode. Hier misst eine Elektrode genau den entsprechenden Messwert und zeigt ihn direkt an. Ich hatte so ein Gerät zum Testen und war schwer begeistert davon.

Vorteile: sehr rasche und genaue Messung bei nur seltener Kalibrierung.

Leider einige Nachteile: hoher Preis (ab etwa 300 Euro pro Messwert!), Elektroden müssen von Zeit zu Zeit ersetzt werden. Die Elektroden werden etwas durch andere Wasserinhaltsstoffe beeinflusst.



Eine weitere Methode ist die Messung mit einem Fotometer. Hier wird die Färbung oder Trübung eines Tropftests im Fotometer gemessen. Ein Fotowiderstand misst die Änderung der Färbung/Trübung eines Tests von einer genau definierten Lichtquelle.

Man erreicht so Genauigkeiten unter 5 Prozent – also mindestens 20 mal genauer als nur mit Farbtafel (bei sehr teuren Geräten noch geringer). Die Voraussetzung dafür sind sehr genau anzeigende Test, welche im Idealfall bereits fertig auf das Fotometer kalibriert sind und so am Fotometer keinerlei Kalibrierungen erforderlich sind.

Folgende Fehlerquellen kommen dadurch u.a. NICHT zum Tragen:

Unsere Augen, Lichtfarbe und Lichthelligkeit, Farbendruck.

Lediglich die Genauigkeit des Tropftests und dessen Anwendung beeinflussen die Genauigkeit der Anzeige und der Messung. Der Preisbereich geht von etwa 60 Euro für einen Einzelwert über etwa 100 Euro für beliebig viele verschiedene Wasserinhaltsstoffe und etwa 350 Euro für direkt anzeigende Geräte für einige Wasserwerte und nach oben hin ist jeder Preis möglich bis zehntausende Euro für Laborgeräte.



Einige Wasserwerte können auch mit eigenen Einzelmessgeräten gemessen werden wie: pH-Wert, Leitwert und Sauerstoff. Elektronische pH-Meter und Leitwertmessgeräte sind schon relativ günstig erhältlich (ab etwa 40 Euro). Etwas nachteilig ist die periodisch erforderliche Kalibrierung und bei den günstigen Geräten bei Weitem nicht der Anzeige entsprechende Genauigkeit (z.B. kann eine Anzeige des pH-Wertes von 7,56 auch 7,2 oder 7,9 sein).

Elektronische Sauerstoffmessgeräte sind nicht allzu günstig (ab etwa 200 Euro) aber für die erforderliche Genauigkeit recht komfortabel zu messen.


Hier ist vorläufig einmal der Beitrag über zu erwartende Genauigkeit von Messungen und deren Einflussfaktoren zu Ende. Den zweiten Teil über elektronische Geräte habe ich kürzer gehalten, weil hier die Fehlerfaktoren einfach sehr viel weniger sind und es in dem Beitrag auch darum ging, welche Einflussfaktoren wir tunlichst verringern oder vermeiden sollten um auch aus Tropftests und Streifentest das Maximum herauszuholen – auch wenn dieses Maximum noch immer um den Faktor etwa 20 bei elektronischen Messungen besser sein kann.

Mit freundlichen Grüßen Anton Gabriel
05.02.2011, 23:50:54

ecipower

Hallo Anton,

vielen Dank für den ergänzenden und abschließenden Beitrag zu einem überaus wichtigem Thema. Und wie man sieht gibt es Aufgaben die besser von elektronischen Helfern erledigt werden sollten, wenn eine gewisse Genauigkeit erforderlich ist. Da ich persönlich auf technische Unterstützung in der Aquaristik stehe, finde ich in deinem Bericht einige Dinge bestätigt.
06.02.2011, 12:50:59

unbekannt

Hallo Anton,

danke für Deine Ausführungen, finde sie wichtig und sehr informativ. Das Besondere daran ist für mich, obwohl ebenfalls "Technikfreak", daß Du Möglichkeiten und Grenzen aufgezeigt hast, die allen eine Option lassen, jedem wie er kann und möchte. Solange man weiß, wo die Welt zu Ende ist, kann man es gezielt nutzen.

Eine Frage an Dich und alle LeserInnen: wäre es nicht eine gute Idee, z.B. gute, handelsübliche Tropftests, vielleicht nach Gruppen geordnet, vorzustellen und dabei (alles im Telegrammstil) ihre Grenzen zu nennen, so als Übersicht? Oder gibt's das hier schon? Mit erschwinglichen, elektronischen Helfern als Alternative ginge das vielleicht auch? So in dem Sinne: bislang als für die meisten aquaristischen Zwecke als hinreichend genau arbeitend erfahren:...?

LG,
Joachim
06.02.2011, 23:37:54

MonikaW

Hei, denkemal, das ist von den Firmen nicht erwünscht und könnte Ärger geben...
VG Monika
07.02.2011, 00:22:59

unbekannt

Hallo Monika,

Ärger möchte ich niemandem machen, frage mich aber, wo er herkommen soll, wenn man es so beschreibt, wie man Erfahrung damit gemacht hat. Um Mißverständnissen vorzubeugen: habe nicht danach gefragt, nach dem Motto "nehmt Firma A, alles andere ist Murks" zu verfahren, das könnte tatsächlich Probleme machen. Und ich will aus dem Forum keine "Stiftung Warentest" machen, aber ein Interesse an Produktbewertungen sehe ich schon. Auf vielen Händlerseiten im Internet wird man gebeten, Aussagen zum Produkt zu machen. Wer keine nicht zutreffenden Aussagen macht, hat da eigentlich nichts zu fürchten, außer evtl. einer mehr oder minder passenden / unpassenden Entgegnung.

Sachdienliche Aussagen müssen ja nicht negativ formuliert sein. Man kann doch sagen " Produkt X von Firma Y mißt für aquaristissche Zwecke ausreichend genau, Produkt A von Firma B ebenfalls, bei C von D habe ich im Vergleich größere Abweichungen registriert (sofern durch Vergleichsmessung, z.B. mit Fotometer, pH-Meter etc., belegt)" oder so ähnlich. Gehe selbstverständlich davon aus, daß sich jede Aussage solcher Art auch belegen läßt.

Glaube, Anton ist so klug, das geschickt zu formulieren (wenn er es machen möchte). Würde es aber selbstverständlich respektieren, wenn er es nicht machen möchte. Habt Ihr im Forum Angst vor solchen Vergleichen / Erfahrungsdaten?

LG,
Joachim
07.02.2011, 09:33:26

MonikaW

Nee, es geht darum, das manche Firmen verflixt empflindlich sind, besonders die, die wissen, das es besseres gibt...
Es gibt Leute, die sowas auf ihrer Homepage hatten und mußten es runternehmen, weil sie sonst verklagt worden wären...
Besonders wenn man selber Tests vertreibt, darf man nicht seine Konkurrenz schlecht machen...das kommt nicht gut :ao3:
Wenn man einen Test für besonders gut hält, darf man ihn aber loben...
Da hat keiner was dagegen :wink2:
VG Monika
07.02.2011, 09:42:32

Anton_Gabriel

Hallo,

Da war damals (nicht bei mir) schon eine teure Abmahnung im Postfach eines privaten Homepagebetreiber - mit anschließendem Proteststurm im Internet und Sammelaktion für den Betroffenen sowie Aufrufen zur Meidung der Produkte des Abmahners. Dann kam es doch zu einem Vergleich.
So "Tests" sind eine heikle Sache und ich glaube kaum, dass sich da wer drübertraut. Unabhängig davon steht es jedem Anwender frei zu berichten wie ein Produkt in seinem Einzelfall (und nicht verallgemeinernd) funktioniert hat und anwendbar war. Was auch möglich ist: einfach die Daten eines Produkts anzuführen (z.B. Messbereich).

mfG Anton Gabriel
07.02.2011, 22:45:43

unbekannt

Hallo Anton,

respektiere das selbstverständlich und unter solchen Umständen (solche Wadelbeißer gibt's wohl überall) käme ich nicht auf die Idee, jemanden um so etwas zu bitten. Lasse es mal "reifen", vielleicht kommt mir ja eine Idee, die der Sache ohne das Risiko gerecht wird.

Vielen Dank, war einfach gut und wichtig, was Du geschildert hast.

LG,
Joachim

P.S.: vergleichende Werbung ist in Deutschland nur erlaubt, wenn der Verglichene nicht schlecht gemacht und die Behauptungen jederzeit beweisbar sind; d.h. x-fach wiederholt das gleiche Resultat ergeben. Sonst gibt es tatsächlich Anwälte, die sich, auf's Kassieren von Abmahnungen spezialisiert, daran eine goldene Nase verdienen - das stimmt, weiß ich. Bekanntheit erlangte der Fall eines inzwischen verstorbenen adeligen Juristen, der damals in einem anderen Metier durch die Fachpresse ging. Er wurde Millionär - natürlich nicht wegen solcher Fälle, wer kommt denn auf so etwas.
 
 
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