Hallo Berit,
Es ist keine 10 Jahre her da wurde man in allen mir bekannten Aquaristik-Foren regelmäßig verbal aufs gröbste verprügelt wenn man zugab daß einem Amanobecken besser gefallen als die geschmacklos zusammengewürfelten Patchwork-Becken die früher beinahe jeder hatte. (Googlen nach
Patchwork-Becken sinnlos, hab ich grad erst erfunden den Begriff ;-)
Zitat:
Die Fische, die er einsetzt, haben häufig keine Deckung. Die kleinen Schwarmfischchen drücken sich oft der Einrichtung entlang. Ich habe den Eindruck, die Fische sind einem Dauerstress ausgesetzt, weil sie sich vor potentiellen Fressfeinden von oben nicht verstecken können. Das ist ein Instinkt, der auch nach 100 Jahren Nachzuchten nicht verschwinden wird.
Das Argument war schon immer das Erste, daß die sogenannten Naturaquarien viel unnatürlicher seien als die strukturlos zugewachsenen Häßlichbecken. Und es für die Fische ein Qual sei in den überbelichteten Monokulturen mit Co2 Düngung zu leben.
Doch wer nicht mit verschlossenen Augen durch die Natur geht, weis dass die Natur eben meistens genau so aussieht.
Zur Bepflanzung und zum Licht:
Kaum ein Gewässer hat über eine Fläche von, sagen wir mal 100x100
Meter mehr als 4 verschiedene Wasser-Pflanzensorten (Und auch das nur auf einen Teil der Fläche) und das Licht bzw. die Helligkeit bewegt sich Mittags in den Tropen über 100.000Lux.
In geringer Wassertiefe (was wir haben) sind es (laut angeblicher Messungen) locker noch 15-20.000 Lux. So hell ist in der Regel kaum ein Amanobecken und die Fische in der Natur halten sich mehr im freien Wasser als im Versteckreichen Pflanzendickicht auf.
Verhalten der Fische:
Alle wollen immer Schwarmverhalten der sogenannten Schwarmfische. Aber das Schwarmverhalten ist und bleibt nun mal ausschließlich eine Schutzmaßnahme gegen Fressfeinde, das die Tiere im sicheren Aquarium früher oder später ablegen, weil sie lernen daß es keine Feinde gibt.
Dazu kommt daß die Patchwork-Becken meiste eine Abdeckung haben was für die Fische beim Blick nach oben Sicherheit gegen Vögel ausstrahlt. In einem offenen Becken zeigen die Fische die ersten Wochen ein deutlich ängstlicheres Verhalten wie ich selbst bei meiner Umstellung auf oben-offen, beobachten konnte.
Mit der Zeit lernen sie aber die üblicher Weise zu sehenden Personen nicht mehr zu fürchten (zumindest wenn man mehrmals Täglich auftaucht und guckt und Füttert und Gärtnert usw.). Die aller meisten Fisch erkennen aber ganz genau wann ein Fremder kommt und flüchten vorsichtshalber.
Abgesehen davon haben die aller meisten Amanobecken sehr wohl Versteckmöglichkeiten im dichten Pflanzewuchs und unter bizarren Wurzeln. Wenns ums richtige (unsichtbar) Verstecken geht sind die Pflanzenbüschel der sogenannten Naturaquarien sogar sehr viel effektiver als die Halbverstecke der bunt zusammengewürfelten Stängel in den Patchwork-Becken.
Ich will sagen:
Die Amano- od. Naturaquarien sind vom Licht und der Bepflanzung durchaus natürlicher als die anderen, auch wenn die häufigen Modelleisenbahn-Landschaften das nicht gleich vermuten lassen ;-)
Aber man sollte eben darin keine Fische halten die sich bekannterweise in der Natur in den dunklen Ecken rumdrücken.
Heißt Fische die es lieber etwas dunkler mögen, passen hier nicht wirklich, außer sie bleiben sowieso die meiste Zeit unter der Pflanzenmatte verborgen wie Dornaugen nur z.B.
Nun kommt aber eine ganz
neue Entwicklung ins Spiel.
Immer mehr Beckenbesitzer (vor allem Nauraquarianer und Salzwasser-Aquarianer) stellen auf gesteuerte LED-Beleuchtungen um.
Das heißt, morgens beginnt das Licht ganz schummrig rötlich wie beim Sonnenaufgang und wechselt über Stunden in Gelb bis ins Mittags-Weiß. Am Nachmittag kommt dann das Gleb wieder durch, das die Freiland-Fotografen so schätzen und geht dann wieder in einen roten Sonnenuntergang über. Oft kommt dann Stundenweise noch bläuliches Mondlicht zum Vorschein.
Also noch natürlicher gehts dann wirklich nicht mehr, und das haben nicht die Patchworkaquariander erfunden.
(die ganz besessenen simulieren dann auch noch vorüberziehende Gewitterwolgen mit Blitzen ;-)))
z.B.
http://www.aquariumforum.de/f833/projekt-200w-lampe-voll-steuerbar-248866/
Video starten
http://www.youtube.com/watch?v=jIifXhb8Gic&feature=player_embedded
Zitat:
Auch für den Boden setzt er nur kleine Otocinclus ein. Kann man wegen der Verwendung unterschiedlicher Substratkörnung keine wühlenden und grabenden Fische einsetzen?
Wühlende und gründelnde Fische:
Wer ein Becken mit Bodendeckern pflegt sollte auch keine Fische halten die von Naturaus den Sand nach Futter durchsuchen. Also passen z.B. die soooo beliebten Panzerwelse nicht zu Bodendeckenden Pflanzen, wenn nicht große Bodenteile frei bleiben.
Direkt wühlende Fische passen sowieso in kein Becken wo auf die schöne harmonische Gestaltung und Bepflanzung Wert gelegt wird.
Ebenso passen Fische nicht besonders gut die mehr als 26°C an Wassertemperatur benötigen, weil es darüber vielen Pflanzensorten zu warm ist.
Und dann soll es ja auch noch Fische wie Disketten geben die angeblich erhöhte Co2-Werte nicht so gut vertragen wie die Masse der Fische. Die sollte man dann auch nicht unbedingt bei 30mg/L Co2 pflegen. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob diese häufig zu lesende Weisheit keine der üblichen modernen Legenden des Kopierzeitalters ist, in dem ohne eigene Erfahrung gerne mal was falsch behauptetes als Naturgesetz kopiert und weiter verbreitet wird.
Wenn alles richtig angewachsen ist und viele größere Steine und unbewachsenen Wurzelteile zum abschrubben existieren, könnte man aber z.B. durchaus Antennenwelse Pflegen.
Bei Amano sieht man die vor allem der Größenwirkung des Beckens nicht und als Schutz für großblättrige Pflanzen. Denn Unter dem (Ancistrus dolichopterus) leiden vor allem Pflanzen mit großen Blättern. Fest verankerte Stängelpflanzen haben von ihm nichts zu befürchten.
Aber große Fischen lassen Becken klein erscheinen und somit gibts Ancistrus bei Amano in kleineren und mittleren Becken nicht und in richtig großen Becken gibt es sie wegen der großblättrigen Pflanzen nicht.
Zitat:
Die unterschiedliche Substratkörnung (grob unten und fein oben): Verschliesst das pulverfärmige Substrat auf der Oberfläche nicht die Sauerstoffzufuhr zu den Wurzeln? Vermischen sich die unterschiedlichen Lagen nicht mit der Zeit und pappen zu einem undurchdringlichen Etwas zusammen?
Dazu kann ich nicht viel sagen, weil ich persönlich keine HighTech-Böden verwende. Aber wenn das so nicht optimal für die Wurzeln wäre, kannst du dir sicher sein daß er es nicht verwenden würde. Und Amao betont immer, daß seine Becken in der Regel auf einen längeren Erhalt von mindestens 5 Jahren ausgelegt sind.
Zitat:
Ich sehe auch nie Schnecken in seinen Aquarien. Warum? Weiss jemand den Grund?
Das ist in meinen Augen ein Zufall, bzw. werden die höchstens vor den Fotos abgesammelt, um das perfekte Bild nicht zu stören. Schon alle daß keine gerade beim Foto über die Scheibe glitscht.
Er ist eben ein Perfektionist und vom Ursprung ein Fotograf, der überläßt auf seinen Bildern so wenig wie möglich dem Zufall.
Bei uns spricht gegen Schnecken jedenfalls nichts.
Robert
Upppps ! :glotz:
Tschuldigung, das ist etwas länger geworden ... :mislay: