Hallo Markus,
die Preisspanne zu LSR-Beleuchtungen ist nicht sonderlich hoch, es sei denn, man vergleicht Hochpreis-LED-Anbieter mit Niedrigpreis-LSR-Anbietern. Das hieße jedoch, nicht am Durchschnitt orientiert zu argumentieren, sondern an Extremen orientiert und somit Realitäts-verzerrend. Ich habe zB aus Sindelfingen auch noch Preisangaben von bis 6000.- € für eine LED-Lampe im Ohr, aber auch seriösere Preise, von etwa 1000.- € für eine entsprechend große Lampe guter Qualität, die man durchaus mit LSR-Angeboten vergleichen kann, wobei sich das LED-Angebot nicht verstecken muß.
Um durch Verkaufsmasse Kosten hereinzuwirtschaften, muß diese Verkaufsmasse erst mal existieren und das ist bei LED-Beleuchtungen für Aquarien in Deutschland sicher noch nicht der Fall, jedenfalls noch lange nicht der Durchschnitt. Ich habe mich zu dieser Thematik mit verschiedenen Herstellern und Händlern unterhalten, die Aussagen dazu sind eindeutig andere. Und wer sich umschaut, entdeckt durchaus seriöse Angebote, die sich mit den Preisen bei LSR-Technik messen lassen, wobei dort die angesprochene Masse sicher schon eher erreicht ist, bei LEDs aber noch nicht.
Die Materialkosten sind im Falle der LEDs eben nicht ein Geringteil, es sei denn wir reden über nicht ernst zu nehmende Angebote. Wieder kippt hier die Argumentation in den Vergleich von Äpfeln mit Birnen - das ist wenig zielführend. Behauptungen müssen Beweise folgen, sonst ist eine solche Argumentation unglaubwürdig. Das gilt selbstverständlich für beide Seiten.
Daß LEDs zu 99% in Fernost hergestellt werden, halte ich für ein Gerücht, nichts weiter. Niemand wird ernsthaft bestreiten, daß dort sehr viel produziert und für andere Länder gelabelt wird. Doch auch das verursacht Kosten, weil zum einen mindestens ein weiterer Handelspartner, idR mehr als einer, im Spiel ist und zweitens die Produzenten selbst auch den Markt beobachten und ihre Preise längst nicht mehr so niedrig liegen, wie sich das hierzulande immer noch viele vorstellen. Auch die Chinesen zB haben verschiedene Preise für Eigenbedarf und Export, also die kapitalistische Marktpolitik längst entdeckt und verinnerlicht.
Bosch und die meisten anderen Firmen der Branche lassen schon viele Jahrzehnte zumindest Teile ihrer Elektrowaren im Billiglohn-Ausland produzieren und "Made in Germany" labeln, das ist weder neu, noch LED-spezifisch. Um das zu unterbinden oder zumindest einzudämmen, müßten Wirtschafts- und Politikverantwortliche Bürger das System überdenken und ändern, sonst wird daraus auf mittlere Sicht wohl nichts. Doch mit "Geiz ist geil" Getöse und Stürmung solcher Discounter wegen "Schnäppchenangeboten", die letztlich ihre eigene Kundschaft veräppeln, ist da nicht viel Staat zu machen. Einer gelungenen Gehirnwäsche muß erst gelungene Aufklärung folgen, denn Änderungen, die Bestand haben sollen, beginnen im Kopf. Doch statt dessen werden diejenigen, die sich hiermit Mühe geben, von denen, die am lautesten nach Änderung schreien, aber selbst (Verzeihung) wenig konstruktiv beitragen, verhöhnt und mit Killerphrasen abgekanzelt, zumindest versuchsweise. Ich halte das für den falschesten Ansatz, den man sich denken kann.
Wer jammert denn? Die Industrie alleine? Sicher nicht, denn die Kunden jammern, weil sie alles billiger haben wollen ("Geiz ist geil" war als multinationale Gehirnwäscheaktion offensichtlich ein voller Erfolg, wobei die Wenigsten, wie es scheint, mitbekommen haben, daß die Preise von Discountern idR alles andere als niedrig sind, zumindest nicht im Durchschnitt) und die Industrie, weil sie angeblich nicht genug Profite macht. Es sind beide Seiten, die sich hierin mE wenig vorzuhalten haben. Ich würde gerne mal erleben, daß man sich an einen Tisch setzt, konstruktive Lösungsansätze fährt und dann alle zufrieden sind. Quo vadis, Deutschland? Quo vadis, Europa? Quo vadis, unsere Welt?
Der Ruf nach mehr preiswerten ("billig" taugt idR nicht viel, "preiswert" schon) Artikeln ist verständlich, sollte aber nicht von Schlachtgebrüll nach "billig" übertönt werden. Die Industrie wäre gut beraten, zumindest mal den Bedarf besser und genauer zu eruieren, und daran orientiert nach Lösungen zu suchen. Doch solange die Betreitschaft beider Seiten fehlt, aufeinander zu und einzugehen, wird sich wohl nicht viel bewegen.
Ich nehme niemandem übel, über die allerdings nur zum Teil überhöhten Preisvorstellungen der Industrie und parallel schwache Produktqualität enttäuscht sein, denn das bin ich selbst auch. Aber wir sollten aufpassen, sachlich zu bleiben und Dialogbereitschaft zu signalisieren. Dazu gehören auch konkrete eigene Vorstellungen, die ich auch hier im Forum bislang, von ein, zwei Ausnahmen abgesehen, vermisse. Ich freue mich über Meinungsäußerungen, so auch Deine, aber das allein ist noch zu wenig, wir brauchen konkrete Vorschläge. Und die kann nicht einer alleine erbringen.
In Deutschland (und vielleicht auch anderen Nationen) ist der ehemals blühende Mittelstand systematisch "verhungert" und inzwischen derart dezimiert, daß er kaum noch wahrnehmbar ist und somit keine Wirtschaftskraft mehr hat, was nicht alleine die Verantwortung von Politikern und Industrie ist, sondern auch die untätiger, politisch und wirtschaftlich desinteressierter Bürger. Es ist leicht, die Verantwortung auf andere zu schieben, aber konstruktiver und ehrlicher, selbst welche zu übernehmen und aktiv an einer Veränderung mitzuarbeiten. Das vermisse ich überall.
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