Hallo,
Gibt es ein „ideales“ Soil, respektive kann es überhaupt EIN ideales geben. Klare Antwort: nein. Warum nicht?
Zunächst haben sowohl unsere AQ-Wasser- oder Sumpfpflanzen spezifische Ansprüche an Wasser- und Bodenbeschaffenheit, sowohl chemisch-physikalisch (Wasser und Boden), als auch hinsichtlich weiterer Aspekte (Boden), wie z.B. Schüttdichte/Wurzelungsunterstützung usw. Sicher kann man diverse AQ-Pflanzenarten in dieser Hinsicht gruppenweise zusammenfassen und dafür geeignete Kriterien für ein Soil definieren. Doch es wird nicht gelingen, darunter alle gehandelten AQ-Pflanzen zu erfassen, es sei denn, man bildet mehrere Definitionen, je nach avisierten AQ-Pflanzen-Gruppe.
Folgende Betrachtung soll das verdeutlichen:
Ausgesprochene Weichwasserpflanzen, wie z.B. die hinsichtlich besonderer Ansprüche „berüchtigten“ Syngonanthus (Tonina) belem, Eriocaulon cinereum oder andere Eriocaulon- / Syngonanthus-Arten brauchen neben sehr weichem, saurem Wasser (max. etwa pH 6,5 und KH5) auch einen entsprechend sauren, kalkfreien Boden. Wie wir aus der AQ-Literatur wissen, gibt es in derartigem Weichwasser (Extreme an natürlichen Fundorten anderer Angelegenheiten gehen gemessen bis pH 4 und KH nicht nachweisbar herunter) nicht viele Pflanzenarten unter Wasser, auch nicht viele Fischarten. Die Anpassungsfähigkeit solcher Wasserpflanzen hat idR auch deutlich engere Grenzen, als die derjenigen aus Zonen weich-mittelharten Wassers. Das macht die dauerhaft erfolgreiche Pflege solcher Pflanzenarten auch so schwierig. Hierfür bräuchte man speziell abgestimmte Soils, wenn es optimiert sein soll.
AQ-Pflanzen aus weich-mittelharten Heimatgewässern (natürlich ihrer Origenitäten) sind da wesentlich flexibler, zumindest, was die Wasserwerte im AQ betrifft, auch nicht so extrem anspruchsvoll beim Boden. Ungünstige Werte machen sich hier eher in langsamem bis annähernd gehemmtem Wachstum über den selbsterhaltenden Teil ihres Stooffwechsels hinaus bemerkbar, als im Zugrundegehen. Anders formuliert wachsen Pflanzen aus solchen Provinienzen unter diversen Bedingungen mehr oder minder gut und gehen nicht so schnell zugrunde. Das bedeutet nicht, daß es völlig egal ist, was man ihnen im AQ bietet, sondern, daß man mehr Spielraum hat und nicht so extreme Voraussetzungen erfüllen muß respektive daß solche Pflanzen leichter und idR dauerhafter erfolgreich im AQ zu kultivieren sind. Hierfür optimierte Soils zu schaffen, dürfte daher auch etwas einfacher sein.
Nochmals anders sieht es für AQ-Pflanzen aus sehr harten, alkalischen Gewässern in ihrer Heimat aus. Das ähnelt vom Prinzip her, nur eben mit anderen Werten z.B. für pH und KH / GH dem für sehr saure, kalkfreie Gewässer geschilderten Fall.
Ein einziges, für alle Fälle ideales Soil kann es also nicht geben. Vielmehr sind wir AquarianerInnen darauf angewiesen, uns das jeweils passendste, im Handel angebotene, auszusuchen und es zu nutzen. Solange nicht zumindest für die 3 Oben beschriebenen grundlegenden Typen genug Auswahl (bzw. überhaupt welche) im Handel besteht und vor allem solange wir noch zuwenig Daten zu den wesentlichen Parametern von den Herstellern geliefert bekommen, weil die sie nicht auf ihren Materialverpackungen deklarieren möchten, sind wir auf eigene Versuche angewiesen. Das bedeutet auch, entsprechende Risiken in Kauf zu nehmen.
Die Firma ADA z.B. bemüht sich, entsprechend unterschiedliche Materialien für die Aquaristik anzubieten. Inwieweit ihnen das bislang gelungen ist oder nicht, kann man auch daran messen, wie schnell sich Rezepturen zu den jeweiligen Produkten ändern und ggf. wie oft sie im Handel verkauft werden. Die Skepsis ist generell groß und das bislang zurecht, sind doch die Deklaration bislang idR alles andere als klar und weit von dem entfernt, was es sein sollte, die Resultate noch zu unterschiedlich. Nun darf man das sicher nicht alleine den Soilherstellern anlasten, zum Teil aber zumindest den Anbietern, die sich ihrerseits noch zu selten um Aufklärung gegenüber ihrer Kundschaft bemühen. Es gibt Ausnahmen, die man, wünscht man ein entsprechendes Soil zu kaufen, auch unterstützen sollte. Den Regeln dieses Forums entsprechend darf den Namen eines dieser Ausnahme-Anbieter leider nicht nennen, aber er fängt mit „A“ und hört mit „i“ auf, befindet sich in Deutschland. Aus den Links am Ende des Berichts (bzw. noch folgend) kann man schlauer werden. Ein weiterer Anbieter von Soils wäre z.B. die Firma Aquamoos, die hierzu auch offen Stellung bezieht. Es gibt sicher noch mehr, ich kann hier aber nicht alle aufführen und bitte andere Forenteilnehmer, das nachzuholen.
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