Hallo Rüdiger,
vielen Dank für die Werte.
Es stimmt, daß Lichtempfinden etwas subjektives ist, für uns Menschen. Allerdings haben Pflanzen ihre Absorptionsmaxima und arbeiten nahe diesen spektralen Bereichen, trotz zusätzlich in anderen Bereichen sammelnder Pigmente, optimal, liegt man weiter daneben, nicht mehr so gut. Die leider weit verbreitete Auffassung, es sei egal, mit welchem Spektralbereich, bei LEDs aus dem Kelvinwert gut abschätzbar, irgendwo zwischen etwa 4000K und 8000K im Süßwasser, stimmt nicht. Es würde den Rahmen dieses Posts sprengen, das im Detail näher auszuführen, ein Workshop o.ä. würde sich als Plattform besser eignen. Das Lichtsammeln der Pflanzen hat alleine den Zweck, möglichst viel hochwertige Energie für nachgeschaltete Stoffwechselprozesse zu sammeln und über diese Prozesse anabolisch (substanzaufbauend) nutzbar zu machen. Die energetisch am effektivsten nutzbare Lichtenergie ist eindeutig die aus blauer (zum Teil ultravioletter) Strahlung, weshalb alle höheren Pflanzen (und die niederen, also Algen) genau dort ihr absolutes Maximum haben. Ein zweites Maximum höherer Pflanzen findet sich eindeutig im roten Bereich der für uns sichtbaren Strahlung (und auch IR hat einen betsimmten Einfluß), es ist jedoch in seiner Amplitude immer niedriger, als das im blauen Bereich des Spektrums.
Das hat einen tieferen Sinn. Die gelb-grünen Anteile des Spektrums lassen wir zur Vereinfachung im Augenblick mal beiseite.
Rotlastige Strahlung fördert das Längenwachstum, blaulastige das Dicken- und strukturierende Wachstum. Höhere Pflanzen, denen mehr blaue Strahlung als rote geboten wird, bleiben gedrungener im Wuchs und werden deutlich dichter, als im umgekehrten Fall, bei mehr Rot. Dabei hat sich die Natur etwas gedacht, worüber sich, aquatische Verhältnisse betreffend, erstaunlich wenige Leute Gedanken machen.
Viele in der Aquaristik zu diesem Thema immer wieder zitierten Ansätze kommen aus Freilandbeobachtungen im Meer oder aus Laborbefunden an Algenkulturen, jeweils idR ohne ausreichend detaillierte Beschreibung der Begleitumstände. Das aber wäre wichtig, um es richtig zu verstehen.
Ich möchte das Thema hier nicht zu weit ausführen, nur vermerken, daß es sehr wichtig ist, bei Aquarienbeleuchtungen mittels LEDs im Bereich Süßwasser vor allem für hinreichend Blaustrahlung und einen gewissen, aber niedriger anzusetzenden Rotanteil zu sorgen, der sich idR auch bei 8000K und sogar etwas mehr immer noch in ausreichendem Umfang in einer LED findet. Das sollte aber bitte nicht mißverstanden werden, indem man glaubt, ich predige für Süßwasser (SW) ähnliche Verhältnisse, wie für Meerwasser (MW), also eine aus extrem kaltweißen LEDs plus Blaustrahlern zusammengesetzte - das nicht. Aber kaltweiße mit etwa 6500K, 8000K etc., wären meinen Erfahrungen und Kenntnissen nach eine gute Idee.
Ein weiteres Thema ist die Lichtmenge. Meine Erfahrungen sind, daß Werte von rund 8000 Lumen / m² oder mehr eine gute Wahl sind. Sicher kann man manche höheren Pflanzen im AQ auch mit weniger Lichtmenge bedienen und sie leben, aber ich gehe von einem Mix an Arten aus, wie er in der Naturaquaristik oft gesehen ist und dazu gehören viele Arten mit mittleren Lichtmengenansprüchen und solche mit höheren. Der Bezug auf eine definierte Flächengröße, eigentlich in Lux auszudrücken, hat einen Grund: viele AquaScapes sind über große Flächen des Aquarienbodens mit bodendeckenden, sehr niedrig wachsenden Pflanzen bestückt, die hohe Lichtmengenansprüche haben. Die sollten, damit nicht andauernd die Schere zum "frisieren" genommen werden muß, möglichst viel Blaustrahlung bekommen, da sie sonst massiv und viel zu schnell in die Höhe schießen würden und eben ständig "gegärtnert" werden müßte, wie wir sagen. Zudem werden sie dabei spillerig, was unschön aussieht.
Es gäbe noch mehr zu schildern, aber ich schließe vorerst mal in diesem Post. Ich hoffe, daß ich damit auch ein paar Hinweise in wichtigen Punkten geben konnte. Nochmals Dank für die Werte und Offenheit.
|