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#  13.03.2008, 13:28:18
Wasserwerte messen

eine Zusammenfassung meiner Erfahrungen


Warum noch Wasserwerte: bei einer Frage zu Wasserwerten kann man leicht 10 verschiedene Antworten bekommen - Beratung heute (insbesondere über das Internet) ist eine schwierige Sache - zu viele Erfahrungen und Meinungen verunsichern mehr als es hilft.
Somit ist der beginnende Aquarianer gut beraten sich grundlegende Informationen über die ihm verfügbaren Wege anzueignen - aber die konkrete Erfahrung wird jeder Aquarianer nur selber praktisch an seinen Aquarien bekommen, auch die Wasserwerte und deren Zusammenhänge. Erst praktisch gemessen und die Entwicklung verfolgt und die Schwankungen und deren Gründe erlebt macht sicherer und fördert die Erfahrung.


Welche Wasserwerte wann und wie ?:

Streifentests/Tropftest:

Sind nicht alle so ungenau wie ihr Ruf es vermittelt und in manchen Fällen reichen auch "ungenaue" Streifentests.

Recht genau sind die pH-Messstreifen von Merck (und anderen Anbietern), welche 3 oder 4 Farbfelder haben und so eine Ablesegenauigkeit von 0,2 pH-Stufen ermöglichen. Problem dabei: genaue Farbunterscheidung erforderlich.
pH als Teststreifen mit nur einem Farbfeld ist so gut wie immer zu ungenau für den Aquarieneinsatz - pH kann zu niedrig und zu hoch für die Fische gefährlich werdden - somit rate ich hier mindestens zu verlässlichen Tropftest.

Nitrat als Streifentest ist zwar meist nicht sehr genau - da aber Nitrat im "schlechtesten" Fall Algen fördert aber den Fischen nichts tut reichen auch Nitratteststreifen. Wobei man beurteilen mag, ob solche Streifen denn überhaupt billiger kommen.

Nitrit ist immens giftig für unsere Fische und Teststreifen können durch ungeeignete Lagerung (auch Überlagerung) sehr rasch falsch oder gar nicht anzeigen. Nitrit kann in Stunden unseren ganzen Fischbestand eliminieren > somit empfehle ich für Nitrit Tropftests.

Ammonium/Ammoniak ist wieder je nach pH-Wert ein gefährliches Fischgift und sollte insbesondere in der Einlaufphase eines Aquariums mit verlässlichen Tropftests gemessen werden.

Phosphat gibt es glaube ich sowieso nur als Tropftest - auch ist Phosphat ja an sich für die Fische nicht gefährlich.

Gefährlich kann zu viel Eisen werden - über 2 Milligramm pro Liter kann unter ungünstigen Bedingungen Eisen in den Kiemen der Fische ausfallen. Bei Düngung ist die Messung von Eisen sehr wichtig, denn schon bei weit geringeren Mengen an Eisen werden insbesondere Bartalgen massiv gefördert. Auch Eisen gibt es als Tropftest (mit sehr unterschiedlicher Qualität).

Wenn wir schon bei Düngern sind: der gefährlichste aller Dünger ist CO2 ! Wenn man schon CO2 einsetzt, dann bitte unbedingt einen Tropftest für CO2 besorgen - ein zu Viel an CO2 kann unseren gesamten Fischbestand töten - und das geschieht mitten in der Nacht, wo auch Pflanzen kein CO2 aufnehmen - also einmal den CO2-Verlauf seines Aquariums bestimmen. Die Ausrechnung von CO2 nach pH und KH durch häufig zu findende Formeln ist vollkommen ungeeignet !

Gleich "gefährlich" ist heute der Sauerstoffgehalt geworden - durch die Annahme, dass etwas Wasserbewegung zu viel CO2 austreibt (was nicht stimmt, weil CO2 viel schwerer aus dem Wasser zu bekommen ist als Sauerstoff schon durch geringe Wasserbewegung ins Wasser kommt) haben wir heute in Aquarien recht oft Sauerstoffmangel ! Zusammen mit zu viel CO2 in der Nacht gibt es kaum ein Aquarium mehr, wo die Fische in der Nacht ideal versorgt sind. 6 bis 7 Milligramm Sauerstoff könnten an sich immer im Aquarium sein - tatsächlich sind es oft sehr viel weniger - den Sauerstoffgehalt mit einem (verlässlichen) Tropftest einmal im Tagesverlauf messen und wenn er unter 5 Milligramm sinkt: Gegenmaßnahmen durchführen (Wasserbewegung/Durchlüftung). Sauerstoffmessung erfolgt mit Tropftests.

Eigentlich zu Beginn hätte Gesamthärte und Karbonathärte stehen sollen. Haben wir Wasser und Fische, die härteres Wasser bevorzugen, dann kommen wir mit Teststäbchen recht gut über die Runden - auch wenn diese Teststäbchen zuweilen 100 Prozent Fehler und mehr anzeigen, macht das bei hohen Härten kaum was aus.
Anders sieht es aus, wenn die KH gering ist und diese im Zusammenarbeiten mit dem pH auch recht rasch lebensbedrohliche Situationen im Aquariumwasser schaffen (Karbonathärte sinkt ständig etwas im mit Fischen besetzten Aquarium). Hier ist ein verlässlicher Tropftest für Karbonathärte (und pH) unerlässlich und periodische Messungen überwachen die Grenzwerte.

Nochmal zu Düngern und mit Pflanzen zusammenhängende Wasserwerte:
Häufigster Verursacher für Büschelalgen ist Eisen - für Grünalgenplagen ist aber fast nie Phosphat oder Nitrat sondern Kalium verantwortlich ! Früher oft zu wenig wird durch Düngung heute oft überdüngt - und mangels Messmöglichkeit eben der Ersatzschuldige Phosphat oder Nitrat gesucht. Kaliummessung mit Tropftest ist möglich und insbesondere für Pflanzenaquarianer und bei Algen eine große Hilfe.

Chlorid ist ein weniger beachteter Wasserwert, welcher einerseits ständig dem Aquarium zugeführt wird (Fütterung) und mangels Messung sich oft anhäuft und über 100 mg/l Pflanzen schädigen kann und auch die Fische beeinflusst. Manche Fische mögen kaum Chlorid und viele Fische reagieren durch Schleimabsonderung der Haut - was bei Heilbehandlungen sinnvoll erscheinen mag, ständig aber einer ständigen Reizung des Fisches gleichkommt.
Auch bei Senkung der KH durch verdünnte Salzsäure entsteht viel Chlorid und wenn wir Wurzeln ins Aquarium geben wollen. sind die oft mit Kochsalz konserviert und müssen gewässert werden, bis kaum mehr Chlorid nachweisbar ist. Nach Kochsalzbädern wird man sich wundern, wie lange man Wasser wechseln muss, bis Chlorid halbwegs geringe Werte hat. - Insofern ist Chlorid nicht sehr gefährlich - aber immer wieder einmal interssant zu wissen wie hoch es ist. Chloridtest gibt es als als Tropftest.

An Tropftests sind für Neueinrichtungen bzw. um sein Leitungswasser einmal kennenzulernen: Kupfer (giftig) und Kieselsäure (wegen Braunalgenplagen).

Andere Messmethoden:

Einige Wasserwerte kann man auch oder nur elektronisch messen.
Dazu gehört der Leitwert, welcher eine Gesamtbeurteilung des Wassers im Bezug auf Mineralgehalt zulässt.

Der pH-Wert elektrisch gemessen kann genauer sein - der Aufwand dafür ist nicht gering (billige Geräte sind kaum genauer als Tropftests, teure müssen öfter kalibriert werden und zuweilen die Elektrode getauscht werden - bei weichem Wasser versagen einfachere Geräte)

Dann der Redoxwert, welcher eine Gesamtbeurteilung des Aquariumwassers im Bezug auf insbesondere Abfälle und Filterleistung und gefährliche mögliche Sauerstoffreduktion zulässt. Dieser Wert ist im Süßwasser nur schwer zu messen - es gibt aber auch eine chemische Messmöglichkeit mit Indikatoren.

Ammonium, Nitrat, Chlorid und einige andere Stoffe können elektrisch mittels ionensensitiver Elektroden gemessen werden - der Preis solcher Geräte ist für die Anwendung für Hobbyaquarianer zu hoch. ich hatte so ein Gerät einmal zum test - es ist toll - aber eben teuer.

Zuweilen gibt es auch einfache Fotometer, welche einen einzigen Tropftests für einen Wert verarbeiten und anzeigen - sind aber dafür, dass nur ein einziger Wert gemessen werden kann nicht gerade billig.

Multifotometer für verschiedenste Wasserwerte sind meist immens teuer.
Auf meiner Homepage wird aber auch ein Multifotometer beschrieben, welches sehr viele Wassertropftests messen kann und relativ recht günstig selber herstellbar ist.

Fast alle Tropftest können mit diesem Multifotometer gemessen werden und man bekommt eine 3 bis 20 mal höhere Genauigkeit und Nachweisgrenze der Tests. Außerdem braucht man keine Farben mehr vergleichen und es gibt keine Kalibrierung (außer beim ersten Mal messen). Die Messung ist mit einem fertigen und kalibrierten Gerät sehr einfach und komfortabel. Kein herumfummeln mit Elektroden und Kalibrierflüssigkeiten mehr.
Die Kalibrierung ist sicher eine Hemmschwelle für den Privatanwender - sie ist sehr aufwändig und relativ teuer. So gibt es neuerdings ja ein fertig kalibriertes günstiges Multifotometer ( http://www.wasserpantscher.at )
Damit könnte man u.a. messen: pH-Wert, Kalium, Chlorid, Eisen, Phosphat, Nitrit und Nitrat sowie Sauerstoff uvm.

Schluss:

Jeder Aquarianer tut gut daran, wenigstens zu Beginn sich mit Wasserwerten und deren Zusammenhänge zu beschäftigen und Erfahrung zu gewinnen. Manche Werte erscheinen wichtiger - weil gefährlicher - manche Werte wieder interessieren nur Pflanzenaquarianer - zu tun haben wir mit Wasser und seinen Werten solange wir Aquarianer sind - mit Erfahrung vielleicht etwas weniger - bei auftretenden Problemen wieder etwas mehr.
Wer erfahren sein will wird es eben durch "erfahren" - das geht nicht alles durch Bücher oder so Beiträge wie dieser Beitrag - das geht nur praktisch mit seinem Aquarium - und ein Teilgebiet im Aquariumalltag ist eben Aquariumchemie. Eine kleine Anleitung und Anregung dazu sollen diese Zeilen vermitteln.

mfG Anton Gabriel



http://www.wasserpantscher.at
Tipps und Produkte
http://www.anton-gabriel.at
Praktische Aquariumchemie


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