Hallo,
Wieder einmal ein paar Infos, die mir so in meiner Tätigkeit untergekommen sind.
Es ist vielleicht auch ein Wenig ein Hinweis darauf, wenn etwas im Aquarium nicht klappt, dass recht oft "das Gefühl" oder das Leiden der Pflanzen und Fische alleine nicht ausreicht um die Ursache zu finden.
Wer immer nur dasselbe Wasser verwendet und nicht aufbereitet und alles immer gleich macht und das seit hunter Jahren so macht und es passte immer, dann super.
Wenn wer auch zuweilen andere Wege beschreitet und Wasser aufbereitet oder eben Probleme auftauchen, dann zeigt oft ein Blick auf die Wasserwerte wo das Problem sein kann.
Beispiel aus meiner Praxis:
Die Wasserhärte von 6 Grad deutscher Härte:
a) Einmal befüllte ich ein kleines Aquarium mit Austauscherwasser mit 0 Grad GH und stellte mir die Härte selber ein: KH mit Natriumbikarbonat und GH mit Gips. Bodengrund Sand/Kies und jede Menge Vallisnerien mit so um die 20 Zentimeter Größe. Die Fische fühlten sich in dem Wasser recht wohl - nur die Vallisnerien verwelkten innerhalb von wenigen Tagen komplett. Sie trieben dann wieder aus bis zu einer Maximalhöhe von 3 Zentimetern.
Es fehlten alle anderen wesentlichen Pflanzennährstoffe, die von den Fischen viel zu wenig eingebracht wurden.
b) Zur Zucht von Glühlichsalmler verwendete ich aufbereitetes Wasser wie vorher - GH 6 und KH 0,5 - das funktionierte sehr gut, Pflanzen waren ja keine drinn sondern nur ein grünes Perlongespinst.
c) Einmal verwendete ich auch gesammeltes Regenwasser, was exakt die KH und GH für Glühlichsalmler hatte - nur die Tiere zeigten massives Unwohlsein, dass ich sie rasch wieder herausfing. Messen konnte ich nichts - nur der Daphnientest zeigte mir, dass Giftstoffe im Regenwasser waren - die eingesetzten Daphnien starben in einer Stunde alle.
d) Der Einfachheit halber verwendete ich einmal im Haltungsaquarium der Glühlichtsalmler, welches üppig bepflanzt war, Leitungswasser, welches ich auf 6 GH verdünnte. Das waren dann bei 6 GH etwa 4 KH und pH über 7,5. Die Fische zeigten erst keine besonderen Anzeichen, den Pflanzen ging es gut - nur die Glühlichsalmler laichen erst bei geringer KH und saurem pH (die Eier entwickeln sich auch nur bei KH unter 1) - somit laichten die Tiere im Haltungsbecken nie ab und nach kurzer Zeit hatten die Weibchen Laichverhärtung und wurden unfruchtbar.
4 Wässer mit 6 GH und trotzdem völlig unterschiedlich!
Praxisbeispiel Pflanzen/Algen/Nährstoffe:
In meinen Aquarien - die nicht den Grundsätzen der Naturaquaristik entsprechen - habe ich meist guten Besatz an Fischen und eine einfache aber recht gut wachsende üppige Pflanzenlandschaft. Durch die Fische habe ich hier fast nie ein Düngerproblem - außer ich erprobe oder teste Dünger.
Meist habe ich an die 2mg/l Phosphat im Wasser (weil Eisendüngung fehlt, die mir das Phosphat ausfällt) und Nitrat so um die 20mg/l. Da Kalium, einer der Hauptnährstoffe der Pflanzen immer ein Mangelfaktor war, dünge ich hier etwas zu, sodass der Wert über 1 und unter 5mg/l liegt.
An sich könnte man bei den Werten schon auch Algen erwarten - ist aber nicht so. Lediglich wenn das Wasser gar zu gut wird und das Redoxpotential durch wenig Abfallstoffe recht hoch ist, wachsen fadenförmige Reinwassergrünalgen, die leicht zu entfernen sind.
Wenn ich zuweilen Dünger tesste, dann hat sich bei mir herausgestellt, dass zu viel Kalium immer zu Grünalgenplagen führt und starke Eisendüngung immer zu braunen hartnäckigen Büchelalgenplage führt.
Nehme ich jetzt nur die "üblichen" Wasserwerte, dann kann bald wer sagen: eh klar, Phosphat und Nitrat sind zu hoch > somit Algen. Ist nur bei mir nicht so - nur mit Phosphat und Nitrat hatte ich nie ein Problem mit Algen. Bei mir liegt es eindeutig an zu viel Kalium und oder zu viel Eisen.
Das lässt sich alles nicht am Verhalten oder der Enwicklung der Fische oder Pflanzen ablesen. Man kann vielleicht sehen > es geht gut oder nicht gut.
Ob es bei den Fischen welcher Inhaltsstoff ist weiss man durch Messung in Minuten.
Welcher Stoff an Mangel oder Überschuss es wahrscheinlich ist weiss man ebenso in Minuten und nicht nach Tagen oder Wochen, bis die Pflanzen vielleicht gelblich werden oder sonstige Wachstumsstörungen zeigen.
Also ist es bei anscheinend identem Wasser sehr leicht möglich, dass das Wasser sehr unterschiedliche Auswirkungen auf Fische und Pflanzen hat. Man kann öfter vorbeugen oder rasch diagnostizieren als einem oft bewusst ist.
MfG Anton Gabriel
http://www.wasserpantscher.at
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Praktische Aquariumchemie
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