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#  25.03.2009, 20:24:26
Liebes Forum,

messen ist wichtig. Wir alle messen. Manche heimlich, manche kaum, manche permanent.

Um aber mit einer Messung wirklich etwas anfangen zu können, ist es notwendig, die Genauigkeit der Messung zu kennen. Ein gerne gemachter Fehler ist die Kombination von zwei Messwerten ohne Berücksichtigung der Genauigkeit.


Hierzu ein Beispiel:

Wir messen kH 5 und einen pH Wert von 6.5. Laut Formel ergibt das einen CO2 Wert von 44 mg/l.

Wenn wir eine Genauigkeit der Messung von 0,25 kH und 0,1 pH annehmen (und das ist schon sehr genau), ergibt sich folgendes Bild:

kH zwischen 4,75 und 5,25
pH zwischen 6,4 und 6,6
berechneter CO2 Wert (4,75 und 6,6 sowie 5,25 und 6,4) 33 mg/l - 59 mg/l

Dies ist ein Unterschied von fast 100%. Und das, obwohl die Genauigkeit der Messung des kH und des pH Wertes wahrscheinlich besser ist als die meisten Aquarianer es hinbekommen.

Gruss
Ecki

www.wunderkanone.de

Ingrid

(Administrator)




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#  25.03.2009, 21:35:13
hallo ecki,
stimmt vollkommen..ich hefte das mal oben an.

wer viel misst, misst, misst... lol2

LG Ingrid


Strebe niemals nach den Dingen, die auch Dümmeren gelingen.


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#  27.03.2009, 17:43:16
Hallo,

Das "misst misst" usw. kann ich gar nicht glauben ;-)

Die von Ecki angesprochene Methode ist nur eine von Vielen, wo Messungen duch Interpretation und Ungenauigkeit nicht zum Ziel führen.

Die Methode aus KH und pH den CO2-Wert abzuleiten ist meiner Meinung nach völlig ungeeignet aufgrund der immensen Störanfälligkeit.
Dann wird noch mit Messmitteln wo der pH auf vielleicht 0,3 genau angezeigt wird und die KH in Stufungen von 3 angenommen wird und somit Fehler auch von hunderten Prozent möglich werden, als Dauermessung eingesetzt und "beruhigt" den Anwender. Ob dann 5 oder 30 mg/l CO2 im Wasser sind ist dann nicht immer sicher. Ein einfacher Tropftest mit der Differenzmethode misst auf 2mg/l genau und beseitigt alle Unklarheiten (und eventuelle Gefahren bzw. Kosten).

Gerade bei Pflanzen ist es mitunter recht interessant wie viele Monate es manchmal dauert, bis ein Aquarianer die Einstellung bzw. Dosierung von Düngung endlich hinbekommt ohne dass Algen überhand nehmen oder die Pflanzen degenerieren.
Heute ist es einfach alle Hauptnährstoffe der Pflanzen zu bestimmen (Kalium, Phosphor als Phosphat, Stickstoff als Nitrat, Magnesium, Kohlenstoff als CO2 und eventuell noch Chlorid) und so nach wenigen Tagen zu wissen, welchen Effekt die Düngung oder der Wasserwechsel auf die Wasserwerte hat.

Manchmal liest man ja auch etwa: "alle Wasserwerte im grünen Bereich" - das heisst dann bei Wasserpflanzen mitunter: Phosphat und Nitrat bekannt.
Nur ob Kalium und (besonders in Weichwasseraquarien) Magnesium vorhanden ist und ob Chlorid vielleicht viel zu hoch ist oder CO2 Mangelware ist - das ist genauso wichtig für guten Pflanzenwuchs!
Wer Glück hat und schon immer so und so gedüngt und Wasser gewechselt hat und alles passt - der hat ja solche Besonderheiten nicht.

Und bei Fischen?: Wenn die einmal "anzeigen" dass es ihnen nicht gut geht (sie also leiden!), dann ist es meiner Meinung nach zu spät. Der allgemeine Rat gleich Wasser zu wechseln ist ja nett - aber wie lange dauert ein 90-prozentiger Wasserwechsel ? In der Zeit kann meist ein Fisch nicht mehr zu retten sein - und was die Ursache war wird so in den Abfluss gespült.
Und warum kann eine langsame Gefährdung nicht schon früher auffallen ?

"Fisch ist an der Wasseroberfläche und holt Luft":
Ursachen köennen sein:
1 Ammoniakvergiftung
2 pH-Vergiftung (kann bei biogener Entkalkung duch den rasant ansteigenden pH-Wert mit der Ammoniakvergiftung einher gehen).
3 Schwermetallvergiftung (Kupfer, Eisen, Mangan, Blei)
4 Selten Chlorvergiftung
5 CO2-Vergiftung
6 Nikotinvergiftung
7 Sauerstoffmangel
8 Phenolvergiftung

Die Probleme nach 1,2 und 5 lassen sich in fast allen Fällen in Sekunden beheben (Natriumbikarboanatzugabe)
3 durch etwas EDTA-Lösung oder "Wasseraufbereiter" in Sekunden
4 durch etwas Fixiernatron oder "Wasseraufbereiter" in Sekunden
7 durch dosierte Zugabe von Wasserstoffsuperoxid in Sekunden
6 und 8 duch Wasserwechsel.

Man könnte als bei Fischproblemen auch so vorgehen:

a Entnahme einer Wasserprobe zur späteren Ursachenmessung
b Zugabe von Wasseraufbereiter (der EDTA und Fixiernatron enthält oder dosiert extra).
c dosierte Zugabe von Wasserstoffsuperoxid
d dosierte Zugabe von Natriumbikarbonat

... und erreicht damit in Sekunden bis Minuten eine Rettung der Fische zu 95 Prozent - dann Wasserwechseln und analysieren was eigentlich vorlag.

Ja das einmal zu "Sinn und Unsinn" aus meiner Sicht,

Schöne Grüße, Anton Gabriel


http://www.wasserpantscher.at
Tipps und Produkte
http://www.anton-gabriel.at
Praktische Aquariumchemie


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#  27.03.2009, 18:42:41
Hallo Anton,

wie immer ein sehr aufschlussreicher Beitrag von Dir!

Eine Frage: Meinst du, dann, dass man echt alles messen muss, um die Kontrole zu haben? Und wäre ein Becken dann wirklich komplett kontrollierbar/steuerbar?

Danke,

LG

grüße
Hannes


"Wer all seine Ziele erreicht, hat sie wahrscheinlich zu niedrig gewählt."
(Herbert von Karajan)

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#  27.03.2009, 20:26:07
Hallo Hannes,

Nein, man muss nicht dauernd alles messen.

Beispiel 1:

Aquarium mit Fischen und Pflanzen und geringer Düngung. Alles ist und bleibt gleich seit Jahren. Wasserwechsel etc. regelmässig und das Wasser aus der Leitung entspricht den Erfordernissen des Aquariums (also keine Wasseraufbereitung). Die Wasserwerte sind bekannt und zu Beginn auch hinreichend gemessen. Nie Besonderheiten.
>>> An sich keine Messungen erforderlich, weil alles gleich bleibt.


Beispiel 2:

Starklichtaquarium mit genau dosierter ausreichender Düngung, wenig Fischen und tollem Pflanzenwuchs - also DAS Naturaquarium. Hier können ohne Messungen die Wasserpflanzennährstoffe so ziemlich "tun was sie wollen". Da macht eine periodische Bestimmung der für Pflanzen relevanten Werte sehr Sinn (CO2, Fe, Mg, NO3, PO4, Cl, K) um die Tendenz der Werte rechtzeitig zu erkennen. Bei Fischbesatz machen die Bestimmung der Werte welche Fische betreffen aber von den Pflanzen mitverursacht werden häufiger Sinn (insbesondere CO2, Sauerstoff, pH! etc. Falls die Werte eindeutig auf Dauer für Fische harmlos sind (da sollte man auch einige Tagesverläufe kennen!) und keine Veränderungen vorgenommen werden - kann man die Periode erstrecken.

Beispiel 3:

Stark besetztes Fischaquarium, vielleicht sogar wenige Pflanzen, keine Düngung. Hier machen periodische Messung der die Fische betreffenden Werte Sinn (O2, pH - mit Pflanzen und ev. Düngung dann die Pflanzenwerte wieder dazu)


Beispiel 4:

Zuchtaquarium: hier sind GH, KH, NO2, pH von Bedeutung - weil das Wasser in der Regel aufbereitet wird sollte Nitrat, Phosphat usw. nicht besonders wichtig sein.


Beispiel 5:

Einfahren eines Aquariums: hier sind interessant: NH4, NO2, NO3, pH und bei Wasseraubereitung auch GH und KH - wenn auch besonders auf Pflanzen geachtet wird, dann kommen die Pflanzenwerte dazu.


Beispiel 6:

Erfahrung sammeln und Zusammenhänge lernen und verstehen: hier sind alle Werte interessant und man kann sehr viel lernen, was man so mit Büchern und Beiträgen kaum komplett vermitteln kann - und langsam bekommt man dann ein Wissen und auch eine Erfahrung, die zukünftig viele Probleme vorweg und später auch mit recht wenigen Messungen bereinigen lässt. Dann kommt man auch irgendwann dahin, dass man behaupten kann etwa: "Messungen sind unnötig" - und das stimmt bedingt bei Manchen auch - ich schätze miterweile die Wasserwerte in meinen Aquarien oft genauer als ich sie mit Tropftests messen kann - und vor vielen Jahren habe ich nicht einen Fisch entsorgt mangels Wissen, Erfahrung und mangels Bestimmung von Wasserwerten und damals machte ich auch die "tolle" Bekanntschaft mit so ziemlich allen Algenarten gg.

Die Herausforderung ist nicht das Messen selber - das steht in der Anleitung - nur die Zuordnung und Einschätzung dieser Werte und die Zusammenhänge und Einflussnahme im Aquarium zu verstehen - das bringt dann die Erfahrung und wo es geht mit so Beiträge und Bücher.

Schöne Grüße, Anton Gabriel


http://www.wasserpantscher.at
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Praktische Aquariumchemie


Ingrid

(Administrator)




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#  27.03.2009, 20:54:51
Zitat von Anton_Gabriel :
Hallo,

Das "misst misst" usw. kann ich gar nicht glauben ;-)


hallo anton,
in dem sinne, ich brauche KH und PO4 teste ... lol2
sehr schön und wie gewohnt von dir auch für *anfänger super gut erklärt... lv6

LG Ingrid


Strebe niemals nach den Dingen, die auch Dümmeren gelingen.


Seepferdchen

(Tauschbörse)




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#  27.03.2009, 21:08:35
Hallo Anton,

genau so "aufbereitete" praxisnahe Infos braucht man, nicht nur als Anfänger !

Viele Grüße
Andrea

Natürlich ist sein Horizont begrenzt, aber wie weit ist der meine? ( John Steinbeck über seinen Hund Charley )

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#  27.03.2009, 21:28:00
Hallo Anton,

vielen Dank für Deinen letzten Beitrag. Ich sehe das genau so wie Du. Es gibt Situationen da ist Messen sinnvoll. Aber nicht für jedes Aquarium notwendig.

Mein Ursprungsbeitrag sollte einer gewissen "Messwertgläubigkeit" entgegen wirken. Denn Messen will gelernt sein und auch das Nutzen/Interpretieren der Messwerte muss sorgfältig und kritisch erfolgen.

Oftmals findet man durch Beobachtung und Vergleich mit den Messwerten Bioindikatoren. Froschbiss oder Wasserlinsen z.B. sind prima.

Nur wenn genug Mikronährstoffe im Becken sind haben die neu wachsenden Froschbissblätter eine perfekt glatte Blattoberseite. Auch die Grösse der neu wachsenden Blätter und die Art der Wasserwurzeln ist ein guter Indikator. Nach einem Weilchen dienen in einem eingefahrenen Becken die Bioindikatoren als Ersatz fürs Messen. Nur bei einem Problem oder einer grösseren Veränderung sollte erstmal wieder überprüfend gemessen werden.

Wer seine Fische und Pflanzen kennt hat die besten Indikatoren beisammen, die man sich denken kann.

Gruss
Ecki

www.wunderkanone.de

Seepferdchen

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#  27.03.2009, 21:53:56
Zitat von Ecki :

Nur wenn genug Mikronährstoffe im Becken sind haben die neu wachsenden Froschbissblätter eine perfekt glatte Blattoberseite. Auch die Grösse der neu wachsenden Blätter und die Art der Wasserwurzeln ist ein guter Indikator.

Hallo Ecki,

off topic, aber meiner Ansicht nach im Zusammenhang interessant:
grad beim Froschbiß vergißt Du dabei einen ganz wichtigen Faktor: Strömung ! da helfen alle Mikronährstoffe nichts. Nur in der Strömung wird er 15cm im Durchmesser, saftig grün und fett mit Wurzeln bis zum Boden wink2

Viele Grüße
Andrea

Natürlich ist sein Horizont begrenzt, aber wie weit ist der meine? ( John Steinbeck über seinen Hund Charley )

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#  27.03.2009, 21:56:54
Hallo Andrea,

bei mir ist Strömung wie Du weisst. Und dann sehe ich ja an schrumpligeren Blättern das Mikros fehlen.

<Of-Topic> Es schon interessant wie das zusammenhängt - Strömung ändert in einem Aquarium einiges. Sowohl durch die bessere Nährstoffversorgung der Pflanzen als auch durch die stärkeren Blätter und Sprosse, die in der Strömung auch wünschenswert sind. <Of-Topic Ende>

Und jemand mit einem anderen Becken wird sich ggf. andere Bioindikatoren aussuchen.

Gruss
Ecki

www.wunderkanone.de

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