Hallo
Im Anschluss an meinen Beitrag: Wasserwechsel - was tut sich da ?
http://www.naturaquaristik-live.de/nal_415/topic.php?id=2625&
Hier nun die Fortsetzung:
Wasser im Aquarium - das unbekannte Medium ?
Wenn wir also durch regelmäßigen Wasserwechsel durch geeignetes Wasser (siehe Vorbeitrag) das Wasser im Aquarium halbwegs frisch halten (soweit das gewünscht wird), so verändert sich das Wasser im Aquarium dann andauernd. In unseren winzigen Aquarien (im Vergleich zu den Wassermengen in der Natur) machen schon geringe Einflüsse oft große Auswirkungen.
Einige dieser Auswirkungen sind gewollt - Manche lästig oder unangenehm und Wenige sogar zuweilen gefährlich. Mit der Einbringung von vielen Mittelchen ins Aquarium (Dünger, Aufbereiter, Zusätze usw.) wird die Vielfalt der Veränderungen im Wasser noch deutlich gefördert.
Doch nun praktisch und konkret:
Wie gefährlich ist Ammoniak im Aquarium ?
An sich sehr gefährlich - wenn einer entsteht - und das tut er im Aquarium eher sehr selten und wenn nur in geringen fast nicht oder gar nicht nachweisbaren Grenzen.
Abfallstoffe und Fische erzeugen Ammoniak. Abfallstoffe werden durch Bakterien in Ammoniak umgebaut. Diese Bakterien vermehren sich sehr rasch und jene Bakterien, welche dann Ammoniak in Nitrit umbauen ebenso sehr rasch! Recht schleppend vermehren sich die Bakterien, welche Nitrit in Nitrat umbauen (mehrere Zwischenprodukte sind hier ausgelassen, denn sie würden mehr verwirren als aufklären
).
Was hat das zur Folge ?: Beim Einfahren eines Aquariums sammeln sich einmal durch absterbende Pflanzenreste und eingebrachten "Schmutz" und Animpfung durch Altwasser oder mit Futteranimpfung eine Mischung an Abfallstoffen. Sie gelangen meist in den Filter. Solange nicht genug Bakterien vorhanden sind, die auch feinste Schwebstoffe besonders im Filter zurückhalten können ist das Aquariumwasser immer etwas trübe. Aber die Ammoniakumwandler vermehren sich rasch - in wenigen Tagen sind sie die Bevölkerungsmehrheit im Aquarium und kurz darauf bevölkern die Nitritumwandler gemeinsam mit den Ammoniakumwandlern das Aquarium in Milliardenanzahl.
Die Ammoniakumwandler wandeln Abfall um und es kommt zuweilen zu einer Ammoniakspitze von bis zu etwa 2 Milligramm pro Liter (ich schreibe hier immer von der Summe von Ammoniak und Ammonium - die Zusammenhänge von Ammoniak und pH-Wert setze ich als bekannt voraus)! Das geschieht schon in den ersten Tagen und wird meist übersehen, weil fast ebensorasch die Nitritwandler zuschlagen und den Ammoniakgehalt hurtig in Nitrit umwandeln.
Manchmal kann es passieren, dass der Ammoniakgehalt relativ hoch ist (über 2 mg/l) und nicht zurückgeht - oder kaum. Besonders beim Einfahren von saurem und weichem Aquariumwasser kann das passieren (in dem Zustand vermehren sich entsprechende Bakterien langsamer bzw. müssen sie erst lernen Ammonium umzuwandeln - Ammoniak umwandeln derlernen sie viel flotter). Wenn das passiert, bzw. wenn bei härterem, basischem Wasser der Ammoniakgehalt nicht zurückgeht dann muss man einige Male Wasser wechseln, weil bei hohem Ammoniakgehalt die Vermehrung der entsprechenden Bakterien gehemmt wird.
In der Regel wird der Ammoniakgehalt nach 3 bis 5 Tagen nicht mehr nachweisbar sein - und die sehr langsam sich entwickelnden Nitratumwandler bewirken den berühmtberüchtigten Nitritansteieg.
Wie gefährlich ist Nitrit im Aquarium ?
Sehr gefährlich beim Einfahren. Ein Nitritgehalt von 1 mg/l kann Jungfische umbringen und ein Nitritgehalt von 5mg/l bringt fast jeden Fisch mittelfristig um! Warum beim Einfahren ? Weil wenn sich einmal die Nitratumwandlerbakterien in genügender Anzahl entwickelt haben, dann arbeiten sie sehr effizient mit den Ammoniakumwandlern und Nitritumwandlern zusammen.
Im laufenden Aquarium mit Filterung sind Ammoniak praktisch nicht nachweisbar und Nitrit in der Größenordnung von maximal 0,2 mg/l. Alles darüber ist bedenklich und sollte nachgeforscht werden woher.
Das Endergebnis der Filterung im Aquarium ist u.a. Nitrat. Einder der Hauptnährstoffe für Pflanzen.
Und welchen Einfluss nehmen die Pflanzen auf die Stickstoffprodukte?
Pflanzen nehmen - wenn vorhanden - Ammonium auf. Im gefilterten Aquarium ist Ammonium Mangelware und so wird als Ersatz Nitrat als Stickstoffquelle verwendet.
Stickstoff ist einer der Hauptnahrungsquellen für Pflanzen und wenn wenige Fische und geringe Fütterung zu wenig Nitrat liefern ist eine Nitratdüngung sinnvoll. Nitratwerte von 10mg/l können in einem gut bepflanzten Aquarium in 3 Tagen vollkommen verbraucht werden.
Welche Stoffe haben noch besonderen Einfluss auf Fische ?
Manche Fische vertragen nur wenig
Chlorid und Chlorid wird ohne Wasserverdünnung durch Wasserwechsel immer etwas angehäuft bzw. kann durch konservierte Wurzeln oder Medikamente eingebracht werden (manchmal bis 1000mg/l!). Zeigen Fische Unwohlsein, dann kann es auch daran liegen nur meist weiss man nichts davon, weil Chloridtest erst vor Kurzem eingeführt wurden.
CO2 war früher kein Problem. In relativ schwach beleuchteten Aquarein mit vielen Fischen wurde genug von den Fischen für die wenigen Pflanzenarten erzeugt.
Heute können wir fast alle Wasserpflanzen pflegen und düngen CO2 zu. Mit "Dauertests" sehen wir dass der grüne Wert genug CO2 bedeutet (und auch dabei 60mg/l im Wasser sein können). Neben einer Verschwendung von CO2 (und Geld dafür) sind so hohe Werte für Fische unangenehm bis schädlich. CO2-Vergiftungen (und Sauerstoffmangel) stehen heute weit an der Spitze bei Todesfällen bei Fischen.
Es schadet also nicht, den CO2-Wert auf unter 20mg/l zu halten (den "Dauertest" wenn wir ihn schon verwenden mit einem genauen Tropftest kalibriern).
Sauerstoff war früher auch kein Problem für Fische - brausende Belüftung mit Ausströmerstein war Stand der Aquariumpflege. Heute wird ziemlich jede Wasserbewegung verhindert um CO2 für die Pflanzen nicht auszutreiben. Schon geringe Wasserbewegung recht um das Aquariumwasser mit genug Sauerstoff auszustatten - CO2 bringt man relativ schwierig wieder aus dem Wasser! Sauerstoffwerte unter 5 bis 6 mg/l müssen im Aqaurium nicht sein.
Ein Wert, den kaum wer kennt sind
phenolsche Verbindungen. Schon nach etwa 2 Wochen ohne Wasserwechsel sind sie mit bis zu 0,2 mg/l nachweisbar und etwa solche Werte reichen schon aus um Jungfische zu schädigen und auch zu töten! Wir bringen phenolsche Verbindungen mit Gerbstoffen etc. (Torf, Zäpfchen, Laub etc.) auch extra in das Aquaríum ein, weil sie hemmend auf Mikroorganismen und Bakterien wirken. Zu viel wirken sie auch hemmend bist schädlich bis tödlich auf kleine und größere Fische. Hat man also genug Fische im Wasser und gibt noch zusätzlich Gerbstoffe zu und wechselt nicht oder kaum Wasser, dann sind mittelfristig Schädigungen von Fischen fast garantiert!
Bei den veiel Zuchten hat sich bei mir immer wieder bestätigt, dass zu wenig Wasserwechsel zu unterschiedlichem Wuchs von Jungfischen und zu Verkrüppelungen führte! Warum soll sich das nicht ähnlich oder v ermindert auch bei größeren Fischen auswirken. Welcher der Stoffe das bewirkt ist noch nicht genau erwiesen - aber fast alle dieser Stoffe werden durch Wasserwechsel reduziert.
Welche Stoffe haben noch besonderen Einfluss auf Pflanzen im Aquarium ?
Chlorid habe ich schon erwähnt. Fast immer wird es im Aquarium mehr und Pflanzen brauchen nur Spuren davon. Bei einem Überangebot können Pflanzen Chlorid auch einlagern und manche Pflanzen reagieren bei Werten um und ab etwa 100mg/l durch gelb werden (Chlorose). Mittelfristig macht es also Sinn, den Chloridwert nicht zu hoch ansteigen zu lassen.
Kalium: war ich früher der Ansicht, dass Fische genug für die Pflanzen liefern. Seit ich es messen kann, weiss ich, dass auch bei nicht zu starker Beleuchtung ein Kaliumwert von 5mg/l in 3 Tagen verbraucht wird! Also macht Kaliumdüngung für gutes Pflanzenwachstum Sinn. Bei mir hat sich gezeigt, dass ein Wert deutlich über 5mg/l aber auch wieder Grünalgen deutlich fördert. Also eher weniger als zu viel.
Über
Eisen lässt sich etliche Seiten schreiben: also kurz: Eisen sollte etwa um 0,05 bis 0,1 mg/l nachweisbar sein. Bei machen Eisentests sind dann dann 0,5mg/l Eisen im Wasser, weil mache Tests chelatiertes Eisen nicht richtig messen. Bekommt man mit der Zeit dutliche braune Büchelalgenrasen, dann kann es häufig von zu viel Eisen sein - vielleicht dann einen Test wählen, der auch chelatiertes Eisen wirklich misst.
Magnesium sollten wenigstens einige Milligramm pro Liter im Aquarium vorhanden sein um bei den Pflanzen keinen Mangel zu bewirken. Sind es nur so etwa 2mg/l dann kann es auch bis zum nächsten Wasserwechsel verbraucht werden.
CO2 ist im mit Fischen besetzten Aquarium mit etwa 5mg/l bei nicht zu starker Beleuchtung ohne Düngung vorhanden; bei tollen Pflanzenbecken mit viel Licht und wenig Fischen ist es ohne Düngung zu wenig. Pflanzenaquarianer schören auuf CO2 ab 10mg/l und deutlich mehr. Bei Fischen braucht es nicht mehr als 20mg/l sein.
Starke Beleuchtung und wenig Fische: hier sind neben CO2 auch meist Kalium, Nitrat und Phosphat verarmt weil rasch durch die Pflanzen verbraucht. Eine zusätzliche Düngung ist hier meist unerlässlich. Bei allen Düngeversuchen sollte man sich auch überzeugen, welchen Effekt auf die Wasserwerte die Düngemaßnahemn haben; ob es nicht zu einem Überschuss oder zu einer Veramung an Stofen kommt. Sehr erfahrene Aquarianer kennen ihre Düngemengen schon genau und sehen an den Pflanzen welche Stoffe fehlen oder zu wenig sind (?).
Mangan und andere Spurenelemente können wir (noch) nicht bestimmen - deswegen verlassen wir uns auf einen Spurenelementdünger wo bekannt ist was auch drinn ist
Noch ein Wort zu
Eisen und Phosphat: viele "Phosphatex" Produkte und Ähnliches sind Eisenlösungen, welche Phosphat durch Mitreissfällung ausfällen - dasselbe kann man mit Eisendünger bei hohem Phosphatwert machen. Hat man also z.B.: 3 mg/l Phosphat im Aquarieum, dann wird ein guter Teil des Eisendüngers mit Phosphat ausgefällt und ist somit fast wirkungslos. Wir merken es kaum, weil im freien Wasser stellen wir den Eisenwert ja auf nachweisbare z.B. 0,1 mg/l ein. Dass im Filterschlamm des Filters bereits vielleicht 2 Gramm pro Liter (nicht Milligramm) Eisen ausgefällt sind - merken wir nur wenn wir das einmal untersuchen. Wenn wir also Eisendünger sparen wollen, sollte der Phosphatgehalt nicht extrem hoch sein.
Wir sehen: bewusst auf Pflanzen spezialisierte Aquarianer können durch mehrere Faktoren auf den Pflanzenwuchs einfluss nehmen, welche bei den Fischen meist weniger interessant sind. Und wenn wir unser Wasser kennen, dann können wir bewusst steuernd eingreifen beor Fische (nach Minuten bis Tagen) oder Pflanzen (nach Tagen bis viele Wochen) reagieren.
mfG Anton Gabriel