Hallo zusammen,
nicht auf meinem Mist gewachsen, aber aus der Literatur zusammengetragene, kommentierte Erklärungen zu dem, was man unter einem Iwagumi versteht.
Frei übersetzt bedeutet Iwagumi "Steingruppe" ("Iwa": Stein, Fels und "Gumi": Gruppe, Formation). Holz gehört demnach nicht dazu, die Puristen verwenden beim Iwagumi auch keines - muß man aber nicht unbedingt so streng handhaben.
Wesentliche Gestaltungselemente sind Größe, Form, Position und Farbe der Steine sowie die Abstimmung ihrer Umgebung auf die Gruppe resp. die Einbettung derselben ins Gesamtbild.
Die Technik ist recht alt und stammt aus dem Gartenbau. Kann man aber auch im Aquarium machen.
Man verwendet idR eine ungerade Anzahl Steine, im Normalfall 5 oder mehr, mindestens aber 3. Zumindest die größeren darunter sollten etwa 2/3 der Raumhöhe erreichen, in dem sie gesetzt werden.
Zunächst wird der größte Stein der Gruppe, der "Oyaishi" gesetzt. Nicht mittig, sondern den goldenen Schnitt bedenkend. Das muß nicht auf den Punkt perfektioniert werden, sollte aber zumindest nicht ohne trifftigen Grund mißachtet werden.
Daneben, mit mehr oder weniger Abstand, aber nicht in die gleiche Richtung weisend; d.h. nicht parallel zum "Oyaishi" setzt man den etwas kleineren, zweitwichtigsten Stein, den "Fukuseki". Beide Steine müssen zueinander passen, sich gegenseitig ins Gleichgewicht bringen, um Ihre Wirkung zu entfalten. Oft weisen ihre längsten Achsen diagonal entgegengesetzt in den Raum (quasi wie ein sich nach Oben öffnender Trichter) oder aufeinander zu (wie eine Brücke von beiden Ufern aus). Es ist wichtig, die Wirkung aus Augenhöhe (Augenhöhe = Höhenmitte der Szenerie) zu beurteilen.
Jetzt setzt man den oder die Nebensteine, den / die "Soeishi". Auch sie müssen mit den beiden größten Steinen, dem "Oyaishi" und dem "Fukuseki" harmonieren, aber auch Spannung einbringen oder verstärken. Zu bedenken ist dabei, daß Größe, Position und Gruppierung die Blickrichtung des Betrachters lenken (soll). Schatten und Licht spielen dabei ebenso eine Rolle, wie die später hinzukommende Bepflanzung.
Gerade wenn man vor den Steinen freien Raum lassen möchte, werden oft kleinere Bruchstücke des gleichen Gesteins in 2 oder 3 Größen unter denen der kleinsten Steine der Gruppe vor den und um die Iwagumi-Steine herum "geworfen", als ob es Geröll sei. Zwischen diesen Bröckchen hindurch wachsende Pflanzen passender Größe, Form und Farbe lassen die Szenerie wie organisch gewachsen aussehen.
Mit der Zeit bekommt man Übung und Gefühl dafür, solche Gruppierungen optisch auffällig zu gestalten, ohne dabei die vermittelbare Balance aus den Augen zu verlieren. Ein entsprechendes Vorstellungsvermögen ist hilfreich, kann bis zu einem gewissen Punkt trainiert werden. Talent ist allerdings auch vonnöten (wenigstens ein bißchen).
Anfangs macht man wegen rasch monströs wirkender Steine gern den Fehler, zu kleine Exemplare zu wählen. Nachdem die Bepflanzung "Tritt" gefaßt hat, werden zu kleine Exemplare jedoch oft fast oder ganz verdeckt, womit die Wirkung insgesamt negativ beeinträchtigt werden kann. Also lieber Mut zur Größe zeigen.
Mit rauh behauenem Stein zu arbeiten, ist vergleichsweise einfach. Richtig knifflig wird es mit abgerundeten Kieseln.
Ein schönes Iwagumi wirkt für sich schon gut. Bei der Bepflanzung kann und sollte dessen Wirkung unterstützt, nicht zerstört werden. So, wie man sich bei der Art des Gesteins auf eines festlegen und beschränken sollte, ist es ratsam, auch bei der Bepflanzung zumindest anfangs lieber weniger Arten anzupeilen. Das erleichtert auch die Pflege, wenn alles gut aufeinander abgestimmt wird.
Eines noch: weiße oder sehr helle Steine bleiben im Aquarium meist nicht lange weiß / hell. Das gilt auch für Kies / Sand, obwohl inzwischen sehr beliebt. Das Gegenteil ist auch mit Vorsicht einzusetzen, da ebenfalls ein optisches Extrem - allerdings wird es nicht nachdunkeln (können).
Viel Freude am Gestalten und viel Erfolg.
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