Hallo Marco,
Cryptocorynen, wie viele andere AQ-Pflanzen, werden gern mit „verkrüppelten“ oder synonymen, teils sogar der Phantasie des Anbieters entsprungenen Handelsbezeichnungen angeboten. Namens-WirrWarr ist daher nicht verwunderlich.
Die Unterscheidung (nehme an Du meinst im Habitus = Aussehen) nach Blattform und –farbe ist ebenfalls nicht so einfach, da zumindest manche Arten recht variabel sind; d.h. mal diese, mal jene Blattform-, -größe und –farbe zeigen. Das ist nicht bei allen Arten so, aber bei einigen und hat wohl möglicherweise mit der großen Bandbreite der Chromosomenzahl der Arten, bei manchen 42 (Standard sind hier 28), zu tun. Wissenschaftler nutzen zur verifizierten (= gesicherten) Unterscheidung idR die Form, Farbe, Größe usw. der Spatha (=Blütenscheide/Hüllblatt (Wortursprung ist ein antikes, zweischneidiges Kurzschwert)). Das gelingt nur mit entsprechenden Kenntnissen und vor allem ist es bei submers (= unter Wasser) kultivierten Exemplaren kaum möglich, es sei denn, die waren kurz zuvor emers (= über Wasser) kultiviert und haben geblüht. Bei emers kultivierten Exemplaren kommt es, unter entsprechenden Wachstumsvoraussetzungen, regelmäßig zur Bildung von Blüten.
Zu Deiner Frage nach den Spezies-Unterschieden:
Die Bezeichnung „C. balansae“ wird häufig für eine, manchmal auch unwissend für alle drei Varietät(en) von C. crispatula verwendet.
Habe in meinem Nano die Varietäten C. crispatula var. balansae (mit etwa 6-8mm breiten, gekräuselten Blättern) und C. crispatula var. tonkinensis (mit nur 3-5mm breiten, gekräuselten Blättern). Beide wachsen eher gemächlich, unabhängig von der Beckenhöhe legen sich die Blätter, wenn sie die Wasseroberfläche erreichen, dort flach und wachsen weiter. Die Blattzahl pro Exemplar schwankt bei mir zwischen 3-4 (juvenile Pflanzen) und 6-8 (adulte Pflanzen), ist also eher bescheiden. Möglicherweise liegt das an meinem Bodengrund, der zu grob (3-5mm Körnung) und zu sulfathaltig sein könnte (noch nicht gemessen, aber dem Geruch nach (Reduktion zu Sulfid) könnte es so sein) und zu niedriger Temperatur (bei mir im Winter oft unter 20°C) sowie niedrigem Redoxpotential. Wie alle Cryptocorynen mögen sie höheren, aber wohl eher feinen, nährstoffhaltigen, jedoch nicht fauligen (bei mir wohl leider faulig gewordenen) Bodengrund. Wenn man sie darin in Ruhe läßt, regelmäßig (!) Wasserwechsel macht und alle Einflußgrößen nicht plötzlich ändert (!), wachsen Cryptocorynen, so auch diese, gut und bringen nach etwa 4-6 Monaten Standzeit Ausläufer, sofern sie in größeren Gruppen gepflanzt wurden und keine Allelopathe (= Pflanzen, die über ihre Wurzel (manchmal auch Blätter) Hemmstoffe für den Wuchs anderer Pflanzen aussenden) in der Nähe sitzen respektive Algen / Cyanobakterienbeläge o.ä. sie behindern. Der Zuwachs an neuen Blättern in meinem Nano liegt bei etwa 1-2cm pro Woche pro Blatt und etwa 1-2 Blättern pro Monat. Es gibt sicher Rahmenbedingungen, unter denen diese Pflanzen zügiger wachsen (am CO2 und Dünger liegt’s bei mir eher nicht). Man kann sich vereinfachend merken, daß Typen aus Flüssen eher konstantere Bedingungen, höhere Sauerstoffgehalte und ständige Nährstoffver- sowie Abfallstoffentsorgung und nicht so hohe, aber keine kalten Temperaturen fordern. Unverzweigt langblättrige Spezies, die Strömung mögen, sind ein Hinweis auf solche Heimat-Habitate. Auf kontinuierliche CO2-Düngung reagieren sie positiv, Erfüllung auch anderer Parameter vorausgesetzt.
Die Spezies C. usteriana gehört zu den voluminösesten Cryptocorynen; d.h. ihre Blätter können locker 40-50cm lang werden oder mehr und entsprechend breit, gute Wachstumsbedingungen immer vorausgesetzt. Als Typus aus Flüssen mit hartem, rasch fließendem Wasser und starker Sonneneinstrahlung braucht diese Spezies regelmäßigen Wasserwechsel und entsprechend Licht etc. Pflanzen dieses Typus vertragen plötzliche Milieuveränderungen resp. Verschlechterungen gar nicht gut. Zu den Folgeerscheinungen bei Mißachtung zählt die berüchtigte „Cryptocorynenfäule“, bei der ein kompletter Bestand innerhalb kurzer Zeit alle Blätter verliert. Über deren Ursachen wird viel diskutiert, fest steht, daß Exemplare solcher Habitate derart reagieren, egal aus welchem Grund resp. Gründen (sind meist mehrere, daher ist eine eindeutige Aussage schwer).
Die dritte Varietät, C. crispatula var. flacidifolia, wird selten angeboten und hat, im Gegesatz zu beiden vorbeschriebenen, glatte und keine gekräuselten Blätter, ist somit von den beiden anderen Varietäten leicht, in deisem Fall auch ohne Spatha, zu unterscheiden.
Die Spezies C. retrospiralis ist mir nicht bekannt, scheint sich um ein Synonym zu handeln. Schau gern mal nach, brauche aber etwas Zeit dafür.
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