Hallo zusammen,
um an das Thema erneut anzuknüpfen:
Die Erde wird von der Sonne beleuchtet, besser gesagt bestrahlt. Zur für den Menschen nicht direkt sichtbaren Strahlung gehören dabei, neben radioaktiver und Röntgenstrahlung, Infrarot, vor allem UV-Strahlen, in UV-A, -B und -C unterschieden (UV-C am kurzwelligsten, energiereichsten, -B danach und -A darunter noch am langwelligsten). UV-C Strahlung gilt als für den Menschen sehr gefährlich.
Tatsache aber ist, daß (von UV-C abgesehen) die Dosis ein entscheidender Faktor ist und Menschen wie auch Tiere bestimmte, zur Erhaltung der Lebensfunktionen nötige chem. Bestandteile nur unter Einwirkung von UV-Strahlung erzeugen können, ohne nicht (z.B. Vitamin D aus dessen Provitamin in der Haut). Fehlen diese chem. Bestandteile, wird der Mensch / das Tier auf Dauer Mangel erleiden und erkranken - auch das ist nachgewiesen. Mit anderen Worten: der dauerhafte, konsequente Entzug von UV-Strahlung beim tierischen / menschlichen Organismus hat negative Folgen. Eine Überdosis der UV-Strahlung würde ebenso zu Erkrankungen führen. Also gilt es weder, sie komplett auszuschalten, noch, sie in permanent überhöhter Dosis zu präsentieren. Erneut zählt hier: vorhanden sollte es ein, die Dosis bestimmt die Wirkung (vereinfacht, aber im Kern richtig). Weshalb dann die Industrie genau das übergeht, ist mir unverständlich.
Natürlich ist es löblich, wenn Hersteller von Leuchtmitteln versuchen, mögliche Schäden von uns fern zu halten (oder von sich selbst in finanzieller Hinsicht, in gewissem Umfang auch verständlich), aber schon grotesk, wenn sie zunächst dafür sorgt, daß die angeblich so schädigende UV-Strahlung in von ihnen produzierten Leuchtmitteln zunächst erzeugt und anschließend wieder ausgesperrt wird. Möchte auf keinen Fall so erscheinen, als ob ich sie und ihre Verdienste in der Aquaristik schlecht machen wollte. Aber Versäumnisse, Lücken etc. muß man beim Namen nennen dürfen, sonst bewegt sich zu wenig.
Die für das menschliche Auge / Gehirn sichtbare Strahlung, die unsere Sonne emittiert, reicht von tiefblau bis tiefrot. Blau ist dabei am kurzwelligsten, energiereichsten, Rot am langwelligsten, energieärmsten. Das macht uns ein See oder das Meer gut sichtbar - die energieärmere, rote Strahlung, wird bereits in verhältnismäßig geringer Wassertiefe zunehmend absorbiert, daher erscheinen uns tiefere Gewässer mehr oder minder blau (die Nuancierung hängt auch mit weiteren Faktoren, wie z.B. dem Mineraliengehalt zusammen).
Die Ionosphäre der Erde hält schon einige Bestandteile der Sonneneinstrahlung ab, die Erdatmosphäre darunter weitere, so daß nur ein Bruchteil der von der Sonne emittierten Strahlung die Erdoberfläche resp. das Wasser erreicht. So wird z.B. der gefährliche UV-C Anteil von der Ozonschicht gefiltert – leider hat die inzwischen große Löcher, so daß der Schutz nicht mehr zusammenhängend gegeben ist.
Die Verteilung der spektralen Anteile für uns direkt sichtbaren Lichts bei der Sonnenstrahlung, die unsere Erdoberfläche erreicht, ist verhältnismäßig gleichmäßig von Tiefblau bis Tiefrot hinüber reichend, wobei der rote Anteil mengenmäßig (=Intensität) geringer ausfällt. Nichts von den für künstliche Lichtquellen typischen Zick-Zack-Kurven, sondern gleichmäßiger Verlauf, ohne Lücken. Auffällig ist eben auch, daß der Blauanteil zwar schmalbandiger ausfällt, als der Rotanteil, aber intensiver ist respektive in höherer Dosis anfällt. Bei vielen künstlichen Lichtquellen hingegen ist das anders.
Bei wolkenlos klarem, blauem Himmel betrag die Farbtemperatur des Sonnenlichtes, das uns erreicht, etwa 30000K, bei regnerisch bedecktem Himmel immer noch etwa 10000K, bei stärkerer Bewölkung immerhin noch etwa 7000K. Das ist mehr oder weniger weit von der Farbtemperatur des Sonnenlichts entfernt, bevor es unsere Erdatmosphäre erreicht (etwa 5000-6000K) und um Längen von dem entfernt, was die Masse der künstlichen Lichtquellen bietet. Selbst mit den heute (allerdings nicht einfach und überall) erhältlichen HQI-Brennern und wenigen LEDs, die 10000K oder gar 14000K erreichen können, ist das noch weit vom wolkenlosen, blauen Himmel entfernt. Für Aquarienbeleuchtungen 3000-4000K zu empfehlen, ist mir daher unverständlich, eher schon, dass photosynthetisch rote und besonders blaue Spektralanteile bedeutend sind, die gelben bis grünen weniger.
Alle Lebewesen, Bakterien, Pilze, Pflanzen, Tiere, Menschen, gibt es mehr oder minder lange auf der Erde (von gerade neu gebildeten Arten reden wir hier bewußt nicht). Manche leben schon Tausende, Hunderttausende, Millionen Jahre auf unserem Planeten. Alle haben ein "genetisches Gedächtnis" und es gibt keinen Grund, davon auszugehen, daß Wasserpflanzen und -tiere es nicht hätten.
Dieses genetische Gedächtnis aber läßt sich nicht von heute auf morgen, nicht einmal in hundert oder mehr Jahren grundlegend löschen / ändern, so etwas braucht viel Zeit. Einfache Organismen haben einen vergleichsweise derart schnellen Generationswechsel, daß sie quasi, mit unseren Augen gesehen, ihre Evolution im Zeitraffer durchlaufen - bei ihnen können hundert Menschenjahre viel verändern, bei anderen nicht. Das alles sind eigentlich bekannte Phänomene, die aber gern und oft vergessen werden. So scheint mir das auch bei der Thematik AQ-(Pflanzen)-Beleuchtung zu sein.
Lieben Gruß,
Joachim
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