Hallo zusammen,
hatte, meine ich, das Buch von Daniel Knop zur Lichttechnik im Aquarium, beim Dähne-Verlag erschienen, ja schon empfohlen.
Kann hinzufügen, daß in Hans-Georg Kramer, Pflanzenaquaristik á la Kramer, Tetra-Verlag, wenigsten 18 von 237 Seiten sich mit der Thematik in recht informativer Weise auseinandersetzen und dieses Buch daher, auch aus weiteren Gründen, ebenso eine Empfehlung ist.
H.-G. Kramer beschreibt und zeigt anhand einer Grafik in jenem Buch ein Phänomen in der Pflanzenphysiologie, das eine Brücke zwischen Lichtzufuhr und Nährstoffzufuhr bildet und somit beide "Welten" miteinander verbindet. Die Grafik zeigt entlang einer Achse die zugeführte Lichtmenge geeigneter spektraler Zusammensetzung und auf entlang der anderen Achse die zugeführte Nährstoffmenge. Der Verlauf der Kurve des Pflanzenstoffwechsels darin ist parabolisch, zeigt also unterschiedlich rasche Steig(er)ungen und das Erreichen eines Plateaus; d.h. einer Sättigung. Das dahinter stehende Phänomen ist folgendes: führt man einer Pflanze exakt die Menge Licht und Nährstoffe zu, die sie zum Erhalt ihrer Lebensfunktionen gerade eben benötigt, hat man kein Wachstum, sondern Stagnation, keine Vermehrung, aber auch kein Sterben. Diesen Punkt auf jener Stoffwechselkurve nennt man "Kompensationspunkt". Führt man weitere (Licht)Energie und Nährstoffe zu, wächst die Pflanze und vermehrt sich (vegetativ oder generativ), bis ein Punkt erreicht ist, an dem kein weiteres Wachstum darüber hinaus mehr induzierbar ist. Diesen Punkt auf der Stoffwechselkurve nennt man "Sättigungspunkt". Hier zeigt die Pflanze idR schon die allseits bekannten Assimilationsbläschen auf ihrer Oberfläche. Steigert man Lichtenergie und Nährstoffzufuhr jetzt weiter, nimmt die Pflanze durch "Verbrennung" Schaden und ihre Triebspitzen gehen kaputt, auf Dauer stirbt die Pflanze ab, obwohl sie (resp. weil sie) von Überfluß umgeben ist. Genau das ist der Zustand, den viele im Sinn haben, wenn über die Schädlichkeit von Sauerstoffbläschen an AQ-Pflanzen debattiert wird. aber, wie schon gesagt, vom "Sättigungspunkt" resp. knapp darunter bis zu einem Zustand deutlich darüber ist noch ein wenig Luft.
Mich hat diese Stelle so beschäftigt, weil sie mir schlagartig ins Gedächtnis rief, was ich vom Studium her wissen sollte, aber vergessen hatte. Unser Wunsch und dauerndes Bestreben, unseren AQ-Pflanzen eine möglichst "satte" Nährstoff- und Lichtversorgung zu gönnen und andererseits die Auswahl unseres AQ-Pflanzensortiments bei der AQ-Gestaltung eher nach ästhetischen Gesichtspunkten zu wählen, müssen fast zwangsläufig zu Problemen führen, es sei denn, wir planen und handeln anders. Wenn wir Pflanzentabellen anlegen (z.B. hier im Forum) bemühen wir uns idR um Beschreibungen des Habitus (Aussehens), des Wachstumsverhaltens, der bevorzugten Wasserwerte und eventueller Besonderheiten beim Licht- und Nährstoffbedarf, sonst eher allgemeinen Fakten. Was m.E. fehlt oder nicht klar genug wird, ist die Frage, welche Gruppierungen Sinn machen und welche nicht so gut zusammen passen. Klar, das könnte jeder Anwender für sich tun, das herauszufiltern ist aber nicht so einfach. Was mir an Kramers kurzer, knapper Tabelle zu dieser Frage am Schluß seines Buches auffiel, war, daß er bei einigen Artbeschreibungen Angaben zu Nährstoff- und Lichtbesonderheiten in einer Weise macht, die völlig klar werden läßt, was zusammen überhaupt keinen Sinn machen würde. Bei ihm spielen stoffwechselphysiologische Aspekte eine wesentliche Rolle.
Der Sättigungspunkt ist deswegen so wichtig, weil wir uns mit unseren benutzten Lichtmengen für zumindest die eine oder andere Pflanze vielleicht schon nahe daran bewegen, während andere zur gleichen Zeit sich näher am Kompensationspunkt befinden oder anders formuliert, wir einen Kompromiß suchen müssen und dazu vielleicht noch "Nahrungsspezialisten" im Portfolio haben, die auch anderweitig Schwierigkeiten machen können (z.B. empfindlich auf einen Mangel oder eine Überlastung reagieren). Wie eng Licht und flüssige sowie gasförmige Nährstoffe und Stoffwechselschlacken miteinander verknüpft sind, wird hier besonders deutlich. Um eine Pflanze "X" unter optimalen Bedingungen zu pflegen, müssen wir entlang der beschriebenen Stoffwechselkurve den wahrscheinlich eher schmalen Bereich zwischen Kompensations- und Sättigungspunkt finden, der ihr Optimum darstellt. Das ist sicher nicht bei allen Arten der Gleiche und somit sind wir zu gangbaren Kompromissen gezwungen, sobald wir keine Monokultur betreiben. Das macht auch anschaulich, weshalb selbst der Großmeister unseres Fachs anfangs gern mit Monokulturen arbeitete und es ab und an auch heute noch tut - vielleicht nicht immer aus diesem Grund, aber zumindest auch mit der Option, auch hierzu nochmals Informationen zu bekommen.
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