Hallo zusammen!
Ich ziehe dieses ältere Thema nochmal hoch, weil ich gerade am gleichen Problem bastele, nämlich Blaualgen.
Nch diversesten Algen- und Pflanzenproblemen (Grün- und vor allem Rotalgen, schlechter Wuchs und Pflanzensterben) in meinen Garnelenbecken hatte ich den Übeltäter ausgemacht und eliminiert: Red-Bee-Sand (Soil), der komplett jegliches Phosphat aus dem Wasser zog und dadurch meine Pflanzen langfristig killte und den Algen durch die absterbenden/geschwächten Pflanzen ideale Wuchsbedingungen auf den Pflanzen bot.
Seit ich den Bodengrund in allen Becken gegen Blähton (Manado) ausgetauscht haben, ist das Problem völlig beseitigt, es wuchert wieder ohne Grenzen.
So weit, so schön. Üblicherweise fahre ich die Becken mit reinem Osmosewasser, dass ich mit Bittersalz und Gips aufhärte. Vor einigen Wochen hatte ich mich allerdings in meinem Nano-Panorama-Becken (111 Liter) etwas verschätzt, will sagen, das Telefon ging, wärend das Wasser auf den Balkon ablief...als das Telefonat beendet war, hatte ich ein halb leeres Becken und nicht genügend Osmosewasser zur Verfügung. Hab dann also notgedrungen mit Leitungswasser aufgefüllt und danach zu meinem Erstaunen drastisch vermehrte Sauerstoffproduktion (ausperlen) an den Pflanzen bemerkt. Daher bin ich bei diesem Becken erst einmal dabei geblieben und habe bei allen weiteren Wasserweckseln zu 2/3 Osmosewasser 1/3 Leitungswasser zugemischt, und nicht mehr aufgehärtet. In den kommenden Wochen schlichen sich ganz allmählich hier und da vom Bodengrund her ein paar Flecken Blaualgen ein. Nicht dramatisch, aber unschön. Als nächstes kam ein Pärchen Dario Dario dazu, absolute Mini-Barsche, die leider nur an Lebendfutter gehen, also wurde Artemia angesetzt und täglich verfüttert. Mit Erfolg, mittlerweile schwimmen dutzende kleine Barsche in dem Becken. Die Pflanzen wuchsen nach wie vor, Nitrat und Phosphat ohne Düngung immer Null, daher tägliche Düngung u.a. mit NPK-Booster von Dennerle. Tendenz der Blaualgen eher steigend, aber noch im Rahmen. Dann die dramatische Wende: Von der eher schwachen 2700 Kelvin Ikea-LED Leuchte auf einen richtig starken Aquatlantis-LED-Balken umgestiegen, mit der Lichtfarbe 6500 Kelvin. Den gleichen Balken benutze ich schon seit einigen Wochen auf meinen beiden Scapers-Tanks, echte Lichtwunder und brachialer Pflanzenwuchs.
Hier aber brach nun mein Pflanzenbestand völlig ein, jeglicher Wuchs stagnierte, dafür breiteten sich die Blaualgen rasend schnell aus.
Die ersten drei Wochen habe ich gar nichts gemacht und darauf gewartet, dass sich die Pflanzen an die neue Lichtfarbe gewöhnen und das Rennen mit den Blaualgen aufnehmen. War leider nichts. Da ich keine gesteigerten Phosphatwerte messen konnte (eigentlich immer gleich oder nahe Null mg/L) habe ich auch munter weiter gedüngt, um es meinen Pflanzen nicht noch schwerer zu machen.
Vor drei oder vier Wochen war es dann so schlimm geworden, dass ich die Cyanos täglich abgesaugt habe. Natürlich mit entsprechenden Frischwassergaben.
Dummerweise wurde es dadurch auch nicht besser, sondern eher schlimmer. Man kann diesen Cyanos beim Wachsen geradezu zusehen, schon eine Stunde nach dem Absaugen sind sie wieder da, und nach zwei bis drei Stunden hat man wieder einen Teppich bzw. die Pflanzen sind eingehüllt.
Nein, ich habe keine Dunkelkur gemacht, denn ich will heraus bekommen, was da schief geht.
Was habe ich also getan:
- Das Füttern mit Artemia eingestellt (da sich zwischenzeitlich viele Eihüllen im Bodengrund angesammelt hatten). Die kleinen Barsche finden interessanterweise trotzdem genügend Planton im Becken, man sieht sie koten. Hat aber nichts gebracht, auch nach mehrmaligen durchsaugen des Bodens keine Besserung mit dem Cyanos.
- Das Düngen eingestellt. Hat auch nichts gebracht, kein nachweisbares Phosphat oder Nitrat mehr im Wasser, die Cyanos wuchern munter weiter.
- Kalium auf 30mg/L aufgedüngt. Hat bei den Cyanos nicht einmal ein müdes Lächeln erzeugt.
- Noch mehr schnellwüchsige Pflanzen eigebracht (Wasserlinsen und Shinnersia)
Die wachsen zwar (die anderen Pflanzen kommen auch gaanz langsam wieder in die Gänge), aber der Wuchs ist minimal, trotz wieder aufgenommender Düngung und viel CO2.
Ich habe dann mal Probiert, die Blaualgen in dem Wasser aus meinen anderen Becken zu kultivieren, was mir nicht gelungen ist. Die Algen kugeln sich ein und verenden. Das war der erste positive Ansatz, und seither grübele ich darüber, was ich mir mit dem Leitungswasser einfange. Offenbart etwas, was Cyanos sehr mögen, ich aber nicht messen kann. Durch Googlen bin ich auf den anfangs hier zitierten Aufsatz gestossen und habe nachgeforscht: Unsere Stadtwerke nutzen Polyphosphate. Und ich bin auch auf einen Weg gekommen, wie man diese aus dem Wasser entfernt: Phoslock! Ich hab davon seit Jahren eine Kilodose im Keller stehen, hat mir mal ein Nachbar geschenkt, der es nicht in seinem Teich einsetzen wollte. Das Zeug war natürlich mittlerweile bretthart, aber mit dem Schraubendreher hab ich was davon aus der Dose gehebelt und im Mörser wieder ein Pulver draus gemacht.
Folgender Test:
Nitrat und Phosphat wie immer gleich Null (morgens nicht gedüngt), ein Drittel des Beckens weitestgehend Cyanofrei gesaugt, nach drei Stunden Kontrolle gegangen, Blaualgen breiten sich wieder aus.
Am nächsten Tag (heute) bei exakt gleichen Bedingungen (kein messbares Phosphat)wieder abgesaugt, dann aber sofort 20g von diesem Phoslock in Wasser gelöst und überall im Becken verteilt. Alles voller weißem Puder, die Trübung geht nach etwa 10 Minuten weg. Nach drei Stunden: nur ganz magerer Neubefall der abgesaugten Bereiche. In den nicht abgesaugten Bereichen erst mal keine sichtbare Veränderung. Da Phoslock (Lanthan in Bentonitbindung) nur Phosphate bindet, muss ich also jede Menge Phosphatverbindungen im Wasser haben, die mein JBL-Tröpfeltest nicht anzeigt.
Scheint also was dran zu sein an der Geschichte mit den Polyphosphaten, obwohl ich es natürlich nicht messen kann. Ich bin mal gespannt, wie es sich in den nächsten Tagen entwickelt. Nachdosieren will ich erst einmal nicht, denn ganz ohne Phosphat klappt das mit den Pflanzen auch nicht, und ich habe keine Ahnung, wieviel Phosphat diese 20g Phoslock binden können. Daher warte ich erst einmal ab. Auf jeden Fall werde ich ab jetzt wieder reines Osmosewasser nehmen.
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