Tickende Zeitbomben, oder nur ein besonders kritischer Blick?
Vor kurzem erhielt ich von einem befreundeten Aquarianer einen Außenfilter, mit der Bitte, mal nachzuschauen, warum der Filter Wasser verliert. Nach seiner Aussage, lief Wasser aus dem Kopf. Alle sichtbaren Dichtungen waren gut mit Vaseline gefettet, die nicht sichtbaren konnte ich erst durch Zerlegen des Filterkopfes sehen... In Garantiefällen ist es so, dass der Filter zum Hersteller eingeschickt wird und nach ca. 14 Tagen repariert zurückkommt. In den seltensten Fällen steht im Begleitprotokoll, was tatsächlich kaputt war und es wird immer ein Mythos bleiben. Bewegt sich der Filter außerhalb der Garantie, wird so mancher Aquarianer sich selbst helfen müssen. Dichtungen auszutauschen ist das geringste Problem - im gut sortierten Aquaristik-Fachhandel gibt es in der Regel schnell Ersatz und manchmal ist nach dem Wechseln einer Dichtung wieder Ruhe und alles bleibt trocken. Doch manchmal verzweifelt der Aquarianer an so einer Kiste, weil er nicht ahnt, dass im Filterkopf das Problem sitzt - dort, wo er nur noch mit Spezialwerkzeug und handwerklichem Geschick rankommt.
Bei der Anschaffung eines Aquariums stellt sich immer zuerst die Frage, mit welchem Filter möchte ich in Zukunft mein Volumen betreiben. Innenfilter, oder Außenfilter? Manchmal ist dies bereits beim Kauf vorgegeben bzw. eingebaut, so dass sich die Frage zunächst nicht stellt. Für die Käufer, die es dennoch betrifft, gibt es mehrere Möglichkeiten. Innenfilter, Außenfilter, Filterbecken und noch einiges mehr...
Bleiben wir vorerst bei konventionellen Filtern: Innenfiltern und Außenfiltern. In der Betrachtung der Innenfilter ergeben sich mehrere Vorteile: diese befinden sich im Aquarium und die Handhabung ist relativ. Neuere Modelle sind modular aufgebaut und dadurch sehr übersichtlich. Großes technisches Verständnis braucht der Besitzer nicht. Nachteil: sie schlucken einen Teil des Innenraumes und zerstören für manche Aquarianer die Ästhetik. Das Behältervolumen (wie viel Wasser passt tatsächlich in den Filterkörber)bezieht sich auf einige 100 Milliliter, selten mehr als einen Liter. Das Filtervolumen (bezogen auf Filtermedien und die tatsächlich besiedelbare Oberfläche für Bakterien) fällt noch geringer aus. Standzeiten (das ist der Zeitraum, den ein Filter braucht, um gänzlich zu verschmutzen) sind gering, in der Regel ca. 14 Tage. Fazit: ein Innenfilter wird, bezogen auf sein Filtervolumen und seine Reinigungsintervalle immer dem Außenfilter hinterherhinken. Punkto Sicherheit, bezogen auf Anschlüsse und Schläuche, immer einen Schritt voraus sein.
Außenfilter und ihre Macken!
Bevor ich jetzt den Holzhammer heraushole, möchte ich etwas vorweg nehmen, das hier soll keine persönliche Anklage von irgendeinem Hersteller werden, sondern ist eher als konstruktive Kritik zu sehen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Problematik bei allen Außenfiltern die gleiche ist. Sie sind anfällig für Bedienungsfehler, sie wollen sorgsam behandelt werden, mechanische Teile unterliegen einem ständigen Verschleiß, Schlampigkeit nehmen sie übel, und sie bergen eine Reihe von potenziellem Sollbruchstellen. Die ersten Probleme beginnen bereits bei den Filterkörben. Durch unsachgemäßes Übereinandersetzen der Körbe können sich nach oben hin Toleranzen von mehreren Millimetern aufbauen, so dass die Verschlussklammern, die Kopf und Filtergehäuse verbinden und abdichten sollen, diese nicht mehr ausgleichen können. Resultat: Wasser tritt aus.
"Manchmal sorgt ein Werkzeug, eingebaut in einer Spritzgussmaschine(Aussage eines Mitarbeiters eines führenden Unternehmens auf der Messe) schon bei der Herstellung dafür, dass die Filterkörbe Differenzen bei den Durchleitungsstutzen bekommen, so dass sie nachher nicht mehr exakt übereinander passen". Hier sind die Filterkörbe mit einem Stutzen versehen, die das angesaugte Wasser durch den gesamten aufgeschichteten Filterkorbaufbau leiten, um es dann von unten nach oben zu filtern. Gespräche auf der Interzoo 2012 stießen auf taube Ohren. Schon bei meiner ersten Begutachtung, dem Zerlegen und anschließenden Zusammenbaus eines neu vorgestellten Filters fiel mir das Manko auf. Die Stutzen rasteten nicht exakt ein – ich musste mit dem Mittelfinger nachhelfen. Sowas steht natürlich nicht in der Gebrauchsanweisung und führt dazu, dass einige Aquarianer entnervt so einen Filter beiseite stellen. Überfüllen der Filterkörbe kann ebenfalls dazu führen. Schmutz und kleine Splitterpartikel des Filtermediums, die sich unter Umständen auf die Oberkante des Filterbehälters verirrt haben, können zu Undichtheiten führen. Trockene, ungefettete Kopfdichtungen sind die nächste Fehlerquelle. Sorgfältig vom Werk mit Vaseline an ihren Platz gesetzt, fristet diese Dichtung oft ein unbeachtetes Dasein. Bis zu dem Tag, an dem sich das erste Wasser im Aquarienschrank bemerkbar macht. Da ist es bereits zu spät. Die Kopfdichtung braucht regelmäßig Pflege. Antriebsmagneten bzw. Impeller werden genauso vernachlässigt. Versteckt unter dem Antriebsmagnetdeckel fördern sie das gefilterte Wasser zurück in das Aquarium. Mit der Zeit, verschmutzt der Impeller und die Kammer in der er läuft. Die Schleim und Schmutzschicht wächst ständig. Ein Teil davon wird durch den Abrieb wieder abgetragen und trotzdem leidet der Impeller, Achsen und Lager werden stärker beansprucht. Die Laufleistung lässt sich deutlich verlängern, wenn auch hier mal nachgeschaut, und der Schmutz entfernt wird. In der Regel kann so ein Impeller locker mehrere Jahre durchlaufen, ohne zu klappern. Machen sich erste Laufgeräusche bemerkbar, (nicht die, die sich durch Lufteinschlüsse einschleichen) wird es Zeit, Achse und Impeller zu wechseln.
Ansaughilfen sind die größten Übeltäter
In Gegenden, in denen die Wasserqualität recht hart ist, haben Besitzer von Außenfiltern, die über eine Ansaughilfe verfügen, die meisten Probleme. Kalk setzt sich an den sensiblen Gummidichtungen ab und lässt diese spröde werden. Sie geben nach und das Wasser sucht sich seinen Weg durch den Filterkopf. Dieser Vorgang passiert im Verborgenen, von außen nicht sichtbar, so dass sich der Besitzer sicher wähnt und keinen Handlungsbedarf sieht. Dichtungen an dem Sicherheitsadapter mit Absperrriegel ergeht es ähnlich. Werden diese kleinen Nullringe nicht regelmäßig mit Vaseline behandelt und hin und wieder ausgetauscht, wird das Material ebenfalls brüchig. Und so zieht sich die Geschichte der potenziellen Fehlerquellen durch den gesamten Filter.
Besonders anfällig und heikel sind die Sicherheitsadapter mit Absperrriegel in eigener Sache zusehen.
Ich spreche nicht von den Dichtungen, sondern eher von der Mechanik, die sich in ihrem Inneren verbirgt. Normalerweise sind sie dafür da, um den Filter problemlos vom Kreislauf zu trennen. Das geschieht in der Regel folgendermaßen: Nachdem der Netzstecker gezogen, der Adapter auf die Off-Stellung gebracht wurde, wird ein Riegel benutzt, ein Knopf am Filterkopf nach innen gedrückt – so wird der Adapter freigegeben. Filter raus aus dem Schrank. Das ist natürlich immer eine Quälerei, in einem Schrank, der auf Optimum getrimmt ist. Gerade bei größeren Filtern, mit mehr als 9 Liter Behältervolumen, tut sich der Besitzer schwer dieses Teil aus dem Schrank zu wuchten .
Jetzt passiert folgendes: Der Aquarianer zieht den gesamten Filter vorsichtig aus dem Schrank. Bei ungekürzten Schläuchen ist das auch gut möglich, damit er jetzt vor dem Schrank seinen Aktivitäten nachgehen kann. Nicht immer geht diese Aktion gut aus. Das schlimmste was einem Aquarianer passieren kann ist, wenn die Schlauchanschlüssen über dem Adapter abbrechen und das Wasser läuft. Allein die Realisierung, was geradepassiert ist, und die darauffolgenden Handlungen sind chaotisch. Wasserfluss stoppen, Anschlussgarnitur aus dem Aquarium mehr oder weniger reißen – das sind wertvolle Sekunden, die jetzt verstreichen. Gerade bei solchen Aktionen ist meistens keine Hilfe in der Nähe.
Vergangenheit
Ältere Filter bzw. Modelle, die noch heute in den Verkaufsregalen stehen und verkauft werden, verfügen noch zum Teil über ganz normale Kopf- und Filtergehäuse-Anschlüsse, ohne viel Schnickschnack. Nur das Reinigen dieser Oldtimer-Filter war immer eine Aktion – die gesamte Ansauggarnitur musste immer mit abgebaut werden, damit die Sauerei sich in der Badewanne fortsetzte. Das war immer der beste Ort für solche Saubermachaktionen. Schnell erkannte die Industrie, hier besteht Handlungsbedarf, und entwickelte Schnelltrennkupplungen. Was für ein Segen für gepeinigte Aquarianer. Jetzt konnten sie ihren Filter nachrüsten, was durch einen einfachen Schnitt durch den Schlauch geschah, in den jetzt die Schnelltrennkupplung eingefügt wurde. Aus zwei Bauteilen bestehend, der oberen und unteren Kupplung, jeweils mit einem Absperrhahn versehen und durch eine Schraubverbindung trennbar, ermöglichte sie es jetzt, dass die Saug- und Druckgarnitur am Aquarium angebaut bleiben konnte. Ein kleines Stück Schlauch mit einem Teil der Kupplung blieb immer am Filter. Beim Putzen war das und ist das immer noch hinderlich. Ältere Aquarianer erinnern sich bestimmt an dieses Zubehörteil. Wenn man Glück hat, findet man es heute noch in einem gut geführten Zoofachgeschäft. Billig waren sie nicht, der Preis schreckte eher ab. Aber wer so ein Teil hatte, fühlte sich immer irgendwie sicherer. Nachdenken werden die wenigsten darüber – es bleibt bei diesem Gefühl!
Doch es ist mehr als fühlbare Sicherheit – sie ist beweisbar. Jeder Filterkreislauf kann so immer unterbrochen werden, ohne dass der Besitzer befürchten muss, dass sein Aquarium ausläuft. Sicher muss er sich auf seine Schnelltrennkupplung verlassen können, denn auch die braucht Pflege.
Allheilmittel Vaseline gehört in jeden Aquarianerhaushalt. Im Fachgeschäft darauf hingewiesen, gibt es immer so ein verlegenes Grinsen bei dem Gegenüber, als wär es eine Anspielung auf irgendeine Sauerei. Nein, mein lieben Aquarianer und Autobesitzer, Vaseline lässt sich bei den Türdichtungen von Autos genauso einsetzen. Der nächste Winter kommt bestimmt und die Autotürdichtungen leiden bei Frost weniger und bleiben über Jahre geschmeidig.
Mein alter Eheim-Außenfilter brauchte selbst nach 7 Jahren, als ich ihn weiterverkauft habe, keine neue Kopfdichtung, weil ich diese immer sorgfältig gefettet habe. Heute wundere ich mich nur, was Aquarianer alles kaputtbekommen.
Nachträglich eingebaute Sicherheit
Doch zurück zur Schnelltrennkupplung – diese wollte ich noch mal aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Aus dem Blickwinkel, wenn mal alles schiefgeht. Wenn ein Sicherheitsadapter mit Absperrriegel seinen Geist aufgibt, abbricht oder die Mechanik darin blockiert und nicht mehr zu entriegeln ist. Was ist dann? Klar, alles abbauen – zurück in die Vergangenheit, herzlichen Glückwunsch. Eine Schnelltrennkupplung, oder ein zusätzlich eingebauter Absperrhahn können durchaus die Rettung sein. Hiermit möchte ich insbesondere die Aquarianer ansprechen, die ein Aquarium mit 1, oder 2 Bodenbohrungen mit Zu- und Ablaufrohr besitzen. Diese Bodenbohrungen sind eine feine Sache, um das Wasser dezent zum Außenfilter und genauso dezent zurück ins Aquarium zu leiten. Zu- und Ablaufschlauch werden mit Hilfe von Schlauchklemmen direkt an der Dürchführung, die durch den Aquarienboden geht, befestigt. Genau da liegt der Hund begraben.
Wenn jetzt nämlich wirklich der Sicherheitsadapter mit Absperrriegel kaputtgeht, läuft die Brühe.
Sie läuft nicht, wenn eine Schnelltrennkupplung mit eingebaut wird. Ja, selbst ein stinknormaler Absperrhahn, der dazwischen geschaltet wird, reicht schon aus.
Die Firma Eheim hat diese Sicherheitslücke bereits erkannt und bietet optional einen Doppelhahn (früher Schnelltrennkupplung) an. Optional reicht natürlich nicht – der Kunde muss es bereits im Verkaufsgespräch mitgeteilt bekommen.
Natürlich können wir dieses wunderbare Hobby nie ganz risikolos betreiben, wir sind immer wieder gefordert zu handeln, nachzudenken, wie wir Risiken vermeiden können, Sollbruchstellen zu beschränken, nicht zusätzlich noch einzubauen und die Teile, die Pflege benötigen, regelmäßig zu warten.
Erik Maik Arnold