Hallo Heiko, Ecki, Jo,

danke für die unglaublich umfangreiche Aufklärung.

Somit ist es also gar nicht so falsch bei einer Reihe der Algen von Pflanzen zu sprechen. Hängt ganz davon ab wer, aus welcher Richtung eine Ordnung in das Chaos bringen möchte.



Na hoffentlich bringt der neue Begriff "Edelalge" nicht die ganzen Ordnungsversuche aufs neue durcheinander

Oder gibts unsere Bezeichnung für die Cladophora tatsächlich

Und daß zum Teil sogar auf die Unterscheidung von Flora und Fauna verzichtet wird, weil das bei Kleinstlebewesen ja scheinbar ein fließender Übergang ist gibt mir auch zu denken.

War doch erst eine Sendung in der bewiesen wurde, daß Pflanzen über Gerüche sogar mit einander komunizieren.
Ok, euch Profis ist das sicher schon ewig bekannt, aber ich hab gestaunt.

Das reden mit Pflanzen bringt also wenig, schon viel eher ein angenehmer Mundgeruch

Robert

Hallo Robert,

na ja, "Edelalge" find ich auch doof, ich meinte absichtlich kultivierte Algen wie Aegagropila.

Oft wird die gleiche Einzeller-Gruppe sowohl in Zoologie- als auch in Botanikbüchern unter verschiedenen Namen abgehandelt, z.B. Dinoflagellaten / Dinophyceen.
Die Oomyceten, "Algenpilze", werden traditionell zu den Pilzen gezählt und haben auch eine ähnliche Lebensweise wie "Echte Pilze", sind aber eng verwandt mit Braun-, Kiesel- u. Goldalgen.

Ganz spannend ist auch, wie nach heutiger Theorie (der Endosymbiontentheorie) die verschiedenen "Pflanzen"gruppen die Photosynthese "erfunden" haben. Die haben nämlich geklaut.

Die Photosyntheseart, bei der Sauerstoff entsteht, hatten ursprünglich nur die Cyanobakterien.
Irgendwann hat der "tierisch" lebende gemeinsame Vorfahr von Glaukophyten+Rotalgen+Viridiplantae Cyanobakterienzellen "gefressen", aber nicht verdaut. Die Cyanos lebten in der Wirtszelle als Endosymbionten weiter, wurden mit Licht u. Nährstoffen versorgt und lieferten dem Wirt organische Stoffe. Sie büßten dann immer mehr ihre Selbständigkeit ein und waren dann schließlich die Chloroplasten der - nunmehr - Pflanzenzelle. Bei Glaukophyten u. Rotalgen sind die Chloroplasten, auch in der Farbstoffzusammensetzung, noch sehr Cyanobakterien-ähnlich.
Bei den Viridiplantae ging die Abwandlung der Chloroplasten noch weiter, und bei heutigen Grünalgen und Landpflanzen befindet sich ein großer Teil der Chloroplasten-DNA nicht mehr im Chloroplasten, sondern im Zellkern.

Der Vorfahr von Braun-, Kiesel- u. Goldalgen hat sich die pflanzliche Lebensweise verschafft, indem er sich eine Rotalge einverleibt und zum Chloroplasten gemacht hat (sekundäre Endosymbiose).
Der Euglenen-Vorfahr wiederum hat eine Grünalge als Chloroplasten-Vorläufer aufgenommen: http://de.wikipedia.org/wiki/Euglenoida

Indizien dafür liefern z.B. DNA-Analysen, die unterschiedliche Zahl der Membranen um die Chloroplasten und bei manchen Algengruppen Zellkern-Reste an den Chloroplasten.

Gruß
Heiko

Hallo,

ja, die Endosymbiontentheorie ist sehr spannend - ich sage nur Mitochondrien.

Beim Paraemecium bursaria kann man es leicht im Experiment bestätigen. In der Natur findet man kein Paramecium bursaria ohne Chlorophyll - symbiontische Chlorella, wie man (dank DNA?) heute weiss. Bei der Teilung des P. bursaria bekommen beide Neuen ungefähr die Hälfte ab. Und dann wächst das Paramecium und die symbiontischen Algen teilen und vermehren sich bis das ganze Tier wieder mit der Teilung beginnt.

Auch wenn man das Paramecium in den dunklen Keller stellt und mit Nährstoffen versorgt teilt es sich weiter. Jedoch hören die symbiontischen Algen irgendwann mit der Teilung auf und nach einigen Generationen hat man Paramecium bursaria ohne Symbionten. Wenn diese wieder dem Licht ausgesetzt werden gibt es weiterhin keine Chlorellas da drin - die DNA des Parameciums kann sie nicht bilden.

Mit diesem Experiment hat man schon vor sehr langer Zeit den symbiontischen Charakter des Chlorophylls im Paramecium bursaria entdeckt. Und andere Ciliaten (z.B. Trompetentier) gibt es auch in der Variante mit grünen Symbionten.

Das die Mitochondrien in unseren Zellen aus einem solchen Symbionten hervorgegangen sind zeigt sich analog dadurch, dass die DNA des Menschen keine Mitochondrien nicht bilden kann! Wir beide werden Mutationen an unseren Mitochondrien nicht an Kinder weitergeben können.

Übrigens kann deswegen aus zwei Spermien, auch wenn sie das komplette menschliche DNA enthalten, kein neuer Mensch entstehen.

Gruss
Ecki