Hallo,
ich war bei den Farbspektren der Beleuchtung und meiner Äußerung, daß m.E. in der gesamten Aquaristik, zumindest Süßwasseraquaristik, seit Jahren falsche Empfehlungen in dieser Sache ausgesprochen und verbreitet werden, da den Pflanzen idR der Blauanteil zu gering ist.
Um es klarzustellen: das bedeutet selbstverständlich NICHT, daß es anders, als mit mehr Blauanteil nicht ginge, sondern vielmehr, daß es mit mehr Blauanteil OPTIMALER läuft. Dafür, daß man auch mit rotlastigen Leuchten arbeiten kann und bestimmte Pflanzen, die sich gut anpassen konnten, darunter gut wachsen, wird es immer Beispiele geben, nur sagt das noch lange nichts darüber aus, daß man es mit einer anderen Beleuchtung nicht noch toppen könnte. Ich kann dieses "Gegenargument" nachvollziehen und respektiere selbstverständlich auch solche Entscheidungen, nur sind sie eher ein Argument für meine Aussage, als ein Gegenargument.
In der Natur, also in Freigewässern, werden nicht nur im Meer, sondern auch im Süßwasser jeder Art durch Partikeltrübungen im Wasser vor allem die blauen Strahlungsanteile "behindert" - und genau hier dürfte eine weitere Hauptursache des verbreiteten Mißverständnisses liegen, daß Wasserpflanzen neben blauen auch starke rote Anteile im Spektrum brauchen sollen. Letztere dringen, wie schon ausgeführt, am wenigsten tief in Wasser ein. Im Umkehrschluß (und die Tatsache vergessend, daß diese Beobachtung für klares Wasser gilt) folgert man daraus, daß man die Rotanteile erhöhen solle, um dieses "Defizit" auszugleichen, während die blauen Anteil nicht so reduziert würden, darin aber liegt der Denkfehler.
Richtig ist, daß Blattfarbstoffe, speziell Chlorophyll a und b, Peaks im Rot- und Blaubereich des für uns sichtbaren Lichtfarbspektrums haben, im Gelb-grün Bereich eher ein "Loch". Schaut man sich z.B. Lehrbücher oder / und wissenschaftliche Veröffentlichungen zur Thematik; d.h. den Peaks bei diversen Pflanzenarten, an, fällt sofort auf, daß die so einheitlich nicht ausfallen, sondern z.T. nicht unwesentliche Differenzen aufweisen. Allen gemeinsam ist lediglich, daß es Peaks im rot- und blaulastigen Bereich gibt. Das besagt zum einen, daß die Tendenz, dort Peaks zu bilden, offenbar vielen (oder allen?) Pflanzenarten, die man verglich, gemeinsam ist. Es besagt auch, daß es Unterschiede gibt und auf die Beleuchtung eines AQs bezogen, daß man einen "gemeinsamen Nenner" finden muß, auch wenn man viele unterschiedliche Arten pflegt. Es besagt auch, daß es wahrscheinlich Grenzen gibt, bei denen einzelne Arten den Kompromiß nicht mittragen können, weil es zu fern ihrer Ansprüche / Anpassbarkeit liegt. Was aber ist so neu an dieser Erkenntnis?
Wenn man sich jene Farbstoff-Peaks der Photosynthese-Beteiligten und die Berichte dazu genauer anschaut, stellt man fest, daß die Peaks selbst nicht alles sind, sondern deren künstliche Reduktion zu jeweils unterschiedliche Resultaten führt. Rote Strahlung des Sonnenlichts dient auch resp. vordringlich der Erwärmung, denn es gibt eine Temperatur-Kopplung der Photosynthese. Und sie dient dem Längenwachstum einer Pflanze, auch ein wichtiger Faktor, möglichst viel Licht zu erhalten. Blaue Strahlung hingegen dient dem Breiten- resp. Dickenwachstum und ist offenbar eher der Motor des Stoffwechsels, als rote. Ergo geht es nicht ohne Rot, aber noch relevanter ist der Blauanteil. Erhöhe ich den Rotanteil der Beleuchtung und lasse zu, daß der Blauanteil sich durch Trübungen welcher Art auch immer im Wasser reduziert (das ist im AQ unvermeidlich), zwinge ich meine Pflanzen zu verstärktem Längenwachstum ohne ihnen ausreichend Gelegenheit zu geben, dichter und kräftiger zu werden. Die Folge sind mehr oder minder "schwindsüchtige" Exemplare, die auf weitere Milieuverschlechterungen empfindlicher reagieren. Erhöhe ich den Blauanteil, bringe ich der Pflanze die photosynthetisch relevante Energie, daß sie zu Kräften kommt und ein geringer Rotanteil ausreicht, den "Rest" zu bewältigen. Durch extreme Energiemengen z.B. bei Rot kann ich einen Teil des Effektes kompensieren, aber das kippt sehr schnell, wenn ich hier über- und bei Blau untertreibe.
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