Zuerst habe ich brav den Filter befüllt. Auch dazu hatte ich viel gelesen. Aus früheren Zeiten hatte ich Erfahrung mit Biofiltern, die im Vergleich zu den teuren käuflichen Filtern um ein Vielfaches wartungsärmer und dazu noch effektiver sind. Ideal für faule Leute wie mich.
Aus Sicherheitsgründen und um das ganze System so simpel wie möglich zu halten, habe ich mich für einen Innenfilter entschieden und 20cm links vom Becken abtrennen lassen, also 10% oder 110 der 1120 Liter.
Die Unterschrankskonstruktion hätte auch einen externen Filter unter dem Becken hergegeben, aber ich wollte den Wasserkreislauf alleine wegen der Verdunstung schon im Becken halten und keine Löcher in das Becken bohren. Sowas hat mir schon immer Angst gemacht.
Häufig gibt das dann auch laute Plätschergeräusche im Wohnzimmer, und mehr als einmal habe ich Leute getroffen, die aus lauter Verzweiflung Löcher bis in die Keller gebohrt haben, um die Filteranlagen dann außer Hörweite zu installieren. So muss ich nur von links nach rechts pumpen, fertig.
Filteraufbau
Auf dem Foto ist der Aufbau gut zu erkennen, in einer S-Form durchfließt das Wasser den Filter von links unten nach rechts oben. Links wird es in die Vorkammer gesogen, fließt dann von oben bis unten durch die Schichten von grob nach fein. Der grobe Dreck setzt sich auf dem weißen Flies ab, dass etwa alle 30 Tage gewechselt wird. Das war bislang die einzige Filterwartung in 6 Monaten bei erstklassigen Wasserwerten!
Die unterste Schicht bilden Glaskeramik-Röhrchen, davon etwa die Hälfte die teuren Siporax unten links, die ich auch vertikal mit Filterschaum komplett isoliert habe. Meine Theorie, die ich allerdings nicht messen kann: in diesem Bereich ist die Fließgeschwindigkeit fast Null, kein Licht und nach 3 Schichten kaum Sauerstoff, also ein anaerobes Milieu, in dem sich evtl. Nitrat-abbauende Bakterien ansiedeln können.
Mit diesen begehrten Bazillen schließt sich ja der Kreislauf der Aquarienchemie. Es gibt im Becken selbst durch Stellen mit 15-20cm hohem Kies weitere Stellen für diese Bakterien. Tatsache ist jedenfalls, dass ich nach 6 Monaten Betrieb keinen Nitrat nachweisen kann bei eigentlich sträflich wenigen Wasserwechseln (ca. 50% alle 2 Monate, dazu später). Der Horde Rotkopfsalmer, generell bekannt für ihre Nitratempfindlichkeit, geht es ebenfalls sehr gut.
Ich muss aber der Ehrlichkeit halber auch meine Faulheit beim Wasserwechseln zugeben. Mir ist ein unterbesetzes großes Becken mit gutem Filter lieber als ein kleines empfindliches. Ein 20l-Nanobecken würde bei mir bestimmt innerhalb von Wochen zur stinkenden Brühe werden. Daher lieber ein großes, großmütiges Becken.
Unten links habe ich dann übrigens noch ca. 1 Kilo Zeolith eingeschmissen, das angeblich jedes erdenkbare Gift in magischer Weise herausfiltern soll. Da ich diese Chemie nicht messen kann, habe ich da einmal der Werbung vertraut. Diese Komponente wird übrigens jetzt nach 6 Monaten die erste sein neben dem Flies, die erneuert wird.
Aus der Kammer rechts wird das Wasser dann durch eine Pumpe auf die gegenüber liegende Seite des Beckens gepumpt.
Verbesserungsideen zum Filter
Am Filterkonzept würde ich evtl. noch verändern
- Konkret die Eingangslöcher. Der Erbauer hat zwei Löcher links unten gebohrt, was ich aber als ungünstig empfinde. Dadurch wird aus dem oberen Bereich des Beckens zuwenig Wasser abgesaugt, die Wasserbewegung findet mehr in der unteren Hälfte statt. Es könnte sogar ein Kamm oben eingebaut werden, um die Wasseroberfläche abzusaugen.
Eines der wenigen Probleme, die ich derzeit habe, ist die Bildung einer Kahmschicht (ölige Schicht) an der Oberfläche bei zu wenig Wasserbewegung. Den Einsatz von kleinen Strömungspumpen habe ich abgebrochen, da die Atmosphäre für die Fadenfische ungemütlich wurde, insbesondere haben sie dann keine Schaumnester mehr gebaut. Die Kahmschicht bildet sich bei sehr hohen Lufttemperaturen bei geschlossenem Deckel, im Sommer vermeide ich das, indem ich mehr lüfte. Aber im Winter wird es dann in der Wohnung zu feucht. Vllt. hat jmd. hier eine Idee.
- Durchlaufgeschwindigkeit - da ist derzeit eine 2000L-Pumpe angeschlossen, die nach der deterschen HMF-Logik einen ungefähr doppelt so schnellen Durchlauf produziert wie empfohlen. Hier überlege ich noch, evtl. die Pumpleistung zu halbieren, und eine zweite kleine Pumpe hinter das Flies einzubauen. Das Flies ist dann der Grobdreckfilter, und der Biofilter kann bei optimalem Durchlauf arbeiten.
- Mattenfilter - das war eine Zeitlang die Idee, einen riesigen HMF einzubauen. Aber hier gibt es bei der Größenordnung auch Warnungen und Misserfolge, z.B. halten Matten beim Format 80x70cm nicht gut bzw. erfordern spezielle Konstruktionen. Ich wollte es nicht drauf ankommen lassen, aber hier wären sicherlich elegantere Konstruktionen im Hintergrund möglich gewesen.
Nun, da derzeit alles im Übermaß wächst und gedeiht, habe ich mir mit weiteren Veränderungen Zeit gelassen. Mein Hauptproblem ist derzeit eher, wie ich die Jungfische aus dem Becken fangen soll.