Hallo Bernd,
freut mich, dass du dich hier eingeschaltet hast.
Zitat:
viele Pflanzen nehmen weit über den Bedarf hinaus NO3 auf und reduzieren es mit hohem Energieaufwand teilweise zu NH4 um so an die eigentlich bevorzugte Stickstoffform zu kommen. Je "effektiver" sie das schaffen, desto größer wird die Gefahr der Umwandlung in giftiges NH3, weil gleichzeitig der pH-Wert steigt. Dazu kommen Sauerstoffradikale bei diesem Turbo-Wachtum und so nimmt das Unglück seinen Lauf.
Du sprichst ja auch gerade die "bevorzugte" Stickstoffform an. Hier gibt es glaube ich auch noch viel Aufklärungsbedarf bzw. weiterer Untersuchungen. Es gibt natürlich Pflanzen, die Ammonium als vorrangige Stickstoffquelle nutzen, jedoch gibt es ebenfalls viele Makrophyten die NO3 als bevorzugte Stickstoffquelle haben. Gerade bei den Ammoniumbevorzugenden Pflanzen sind nur ein paar Arten wirklich bekannt.
Für die allgemeine Zugänglichkeit kann man hierauf verweisen:
http://www.aquabotanic.com/plants_and_biological_filtration.htm
Für Nitrat bevorzugende Pflanzen habe ich auf die schnelle nur dieses Paper gefunden, welches sich eben mit der Problematik auseinandersetzt, ob NH4 oder eben NO3 zu den bevorzugenden Stickstoffquellen gehört.
NH4 schneidet hier sicher nicht schlecht ab, jedoch kommt NO3 auch ganz gut davon.
Ammonium and nitrate uptake by aquatic plants from poorly buffered and acidified waters
Insgesamt ist die Stickstoffverarbeitung der Wasserpflanzen ein wirklich interessantes Thema, jedoch findet man leider kaum brauchbare Informationen bezüglich Pflanzen, die wir in unseren Aquarien halten. Die Infos, die vorhanden sind sprechen weder für eine reine Ammoniumpräferenz, noch für eine von NO3.
Durch einen Anstieg des pH Wertes wird natürlich das Ammonium gefährlich und dies nicht nur für die Fische. Ammoniak schädigt auch extrem die Pflanzen. (hatte ja schon weiter oben eine Literaturangabe dazu gemacht...)
Deswegen ging ich auch nur auf die Wasserwechsel von Ingrid ein.
Zitat:
Gigantisch wären Wasserwechsel dieser Größenordnung pro Minute oder gar pro Sekunde, wenn man schon ab und zu einen Blick in die Natur werfen darf. Und warum ist ausgerechnet das Ammonium ein Parameter, nach dem man den Wasserwechsel ausrichten soll? Ich dachte, das funktioniert soweit bei Ingrid, sonst hätte sie nicht den Zuwachs an Nitrat.
Auch durch 90% WW geht der pH erstmal gut nach oben, da der CO2 Wert in den Keller gehen sollte. Ammonium ist deshalb bei Aqua Soil in den ersten 1-3 Wochen ein recht kritischer Wert, den man eben durch Wasserwechsel ausgleichen kann und auch sollte. Jedoch eben auch keine permanente Dauerdurchspülung realisieren sollte (eben bezüglich des pH Werts und Ammoniak). Hohe CO2 Werte sind während des Einlaufens ebenfalls wichtig.
Zitat:
Gegen hohe NH4-Werte im Wasser mag das etwas helfen, aber was ist das Endergebnis der beschleunigten Nitrifikation? Richtig - eine Menge Nitrat, die wie oben beschrieben mühsam reduziert werden muss. In "Nicht-Turbo-Becken" nehmen die Pflanzen direkt das Ammonium auf und es kommt nicht zu der starken Erhöhung des Nitratwertes.
Auch in "Turbo Becken" können die Pflanzen viel Ammonium aufnehmen und es kommt dennoch nicht zu einer starken Erhöhung des NO3 Werts.
Gerade in Bezug auf leicht erhöhte NO3 Werte sehe ich aber gerade sehr viele Gegenbeispiele von hervorrangend laufenden Aquarien. NO3 Werte von 10-20 mg/l sind nicht viel und helfen dabei, dass die Pflanzen permanent genug Stickstoff zur Verfügung haben.
Wichtig ist hierbei natürlich immer die gegenwärtige Verfügbarkeit. So gesehen spielt es dann auch keine Rolle ob NO3 mal 5 mg/l ist. Die Nährstoffe müssen lediglich vorhanden sein und dies permanent. Dies muss nichtmal über die Wassersäule realisiert werden, sondern kann ebenso durch ein nährstoffreiches Substrat vollzogen werden. Den Pflanzen ist es in dieser Hinsicht egal und gerade in der Natur bietet das Substrat teils unerschöpfliche Nährstoffdepots für die Pflanzen, so dass eine Anreicherung der Wassersäule gar nicht mehr vorhanden sein muss. Die Pflanzen sind dennoch gut genährt und spiegeln dies auch in der Konzentration der Nährstoffe in ihrem Gewebe wider. Nach neueren eutrophen Ansätzen sollte man auch diese Nährstoffanteile bei seiner Betrachtung mit hinzuziehen.
http://fishweb.ifas.ufl.edu/Bachmann/Bachmann.htm
Diese Person hat z.B. viele Seen aus Florida untersucht. Auch in Hinblick auf Nährstoffwerte und Pflanzen. Er konnte jedoch keinen Zusammenhang zwischen NO3/PO4 und Algen feststellen, wenn die Seen gut mit Pflanzen bewachsen waren. In Seen ohne Pflanzen sah es natürlich sehr viel schlechter in Bezug auf die Eutrophierung aus.
Zitat:
Warum einfach, wenn es doch auch hübsch kompliziert (und lukrativ) zu machen ist.
Naja... das System scheint ja bei sehr vielen Personen wunderbar zu funktionieren. Ebenso wie das Dennerle System inkl. allem "Schnickschnack" den es von Dennerle gibt (woran Dennerle auch sehr gutes Geld macht :lol2:).
So gesehen bin ich hier auch nicht Erfinder des ADA Systems, nur eine Person die gute Erfahrung (gerade in Bezug auf das Substrat) gemacht hat. Nur weil ich den Kram jetzt verkaufe, heißt es auch noch lange nicht, dass ich jedem alles Aufschwatzen will oder muss. Ich möchte dennoch in diesem Thema darauf hinweisen, dass Herr Amano seine Becken anders aufbaut und es ggf. mit daran liegen könnte, dass Ingrid Probleme hat.
Zitat:
Wo steht denn, dass Ammonium ein Problem darstellt? In geringen Mengen ist es der bevorzugte Pflanzennährstoff und in Becken mit intakter Nitrifikation wird es zum belastenden Nitrat umgebaut, das den Pflanzen weit weniger zusagt und manchen sogar stark schadet.
Das anfängliche Problem vom Aqua Soil ist eben, dass gerade das Amazonia viel Ammonium gespeichert hat. Durch die Kationenaustauschfähigkeit des Substrats geht erstmal viel NH4 in die Wassersäule über und allein das ist das besagte kurzzeitige Problem. Kommt man wie gesagt durch gute Wasserwechsel in den ersten Wochen wunderbar mit durch oder eben durch solche "halb emersen" Ansätze, die ich jedoch auch nicht wirklich haben muss.
Aber ab welchen Konzentrationen schadet denn NO3? Kannst du vielleicht hierauf ein paar Quellen nennen, denn dies würde mich schon sehr interessieren. Ich spreche hier auch nicht von extrem hohen NO3 Werten, sondern von NO3 Werten bis 20 mg/l. Dies sind z.B. die NO3 Werte, die bei einem maximal angesetzen Estimative Index angestrebt werden.
Kann es nicht vielleicht eher so sein, dass die Ammoniumbevorzugten Pflanzen nicht genug Stickstoff abbekommen, da ihre Nitratreduktase nicht in dem gewünschten Ausmaß unter Starklicht abläuft, so dass sie ihren Stickstoffbedarf decken können? Diese These wurde z.B. für die Ammoniumbevorzugten Pflanzen in dem einen Paper oben aufgestellt.
Grüße
Tobi